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Berlin: Deutschpflicht bleibt in Berlin eine Ausnahme

Hoover-Schule findet kaum Nachahmer

Das Beispiel der Weddinger Herbert-Hoover-Realschule, auf deren Schulgelände nur Deutsch gesprochen werden darf, wirkt offenbar nicht besonders ansteckend. Auch mehr als ein Jahr nach dem Bekanntwerden der Deutschpflicht in der Hausordnung und der folgenden Verleihung des Nationalpreises gebe es nur wenige Nachahmer, berichtet Rektorin Jutta Steinkamp.

Die Schulleiterin weiß nur von einer einzigen Schule in Mitte, einem Gymnasium mit hohem Migrantenanteil, das einen ähnlichen Weg wie die Hoover-Schule gehen wolle, damit aber nicht so gut zurechtkomme. Außerdem sei das schwedische Städtchen Landskrona vorstellig geworden, das sich von einem Austausch mit der Hoover-Schule Anregungen erhofft.

Tatsächlich gibt es bis heute in Berlin kaum Schulen, die die Deutschpflicht in ihre Hausordnung aufgenommen haben. Bekannt ist dafür nur die Kreuzberger Borsig-Realschule. Aber es gibt Schulen, in denen die Deutschpflicht „ungeschriebenes Gesetz“ ist, wie es Robert Hasse von der Kreuzberger Carl-Friedrich-Zelter-Hauptschule ausdrückt. Dort werde schon seit acht Jahren verstärkt darauf geachtet, dass die Schüler auch außerhalb des Unterrichts mehr Deutsch sprechen. Allerdings bedeute das nicht, dass sie sich nicht in ihrer Muttersprache unterhalten dürften. Es gehe eher darum, dass sie aus Höflichkeit ins Deutsche wechseln sollen, wenn jemand dazukommt, der diese Muttersprache nicht versteht.

Diesen Aspekt der Höflichkeit findet auch der Leiter der Neuköllner Rütli- Hauptschule, Aleksander Dzembritzki, wichtig. „Ich fühle mich doch ausgegrenzt und ausgeschlossen, wenn Schüler in meiner Gegenwart in einer Sprache sprechen, die ich nicht verstehe“, sagt er. Deshalb verlange er von den Schülern, im Unterricht auch untereinander das Deutsche zu gebrauchen. Auf dem Schulhof gehe es aber „multilingual“ zu, wogegen Dzembritzki auch keine Einwände hat. Allerdings will er die Nachmittagsangebote ausweiten – auch mit dem Ziel, dass mehr Deutsch gesprochen wird.

Jutta Steinkamp hat Verständnis dafür, dass jede Schule ihren eigenen Weg sucht. Für ihre Schule sei diese Hausordnung richtig gewesen, für andere nicht. Aber sie freut sich darüber, dass man in Schweden auf ihre Schule aufmerksam geworden ist. Der dortige Kollege habe auch Kontakt zu Schulen mit ähnlichen Sprachproblemen in England aufgenommen, und vom 23. bis 25. September soll es sogar eine gemeinsame Tagung geben: im schwedischen Landskrona. Dort mussten zwei Problemschulen mit hohem Migrantenanteil geschlossen werden, nachdem Brandsätze geflogen waren, berichtet Steinkamp. Susanne Vieth-Entus

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