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Ein Bild aus dem Jahr 2011. Auf dem Dach des Hauptgebäudes hat sich seitdem wenig verändert, außer, dass die Kuppeln heute etwas bunter aussehen als hier.

© Mike Wolff

Devil’s Mountain in Berlin: Wie die "New York Times" den Teufelsberg verfilmt

Brach liegt er da, der Teufelsberg. Die letzten Fetzen hängen an der ehemaligen Abhörstation der NSA herunter. Nun nähert sich die "New York Times" dem geschichtsträchtigen Ort in einem Video - hier können Sie es sehen.

Nein, der NSA wollen wir uns lieber nicht offenbaren. Aber wenn die „New York Times“ jemanden vorbeischickt, dann ist das schon was anderes. Manch unscheinbarer Berliner Hinterhofbastler hat seine Weltkarriere mit einer Erwähnung in dieser hochmögenden Zeitung begonnen, manches Restaurant musste unverhofft englischsprachige Speisekarten drucken, nachdem der NYT-Kritiker seine Begeisterung beschrieben hatte. Manchmal hat man den Eindruck, Berlin gewinne seine Aura erst durch die Brille eines New Yorker Reporters, der das Schäbige und Unbeholfene plötzlich kultig und geheimnisvoll wirken lässt. Oder das Kulttaugliche einfach aus der Distanz besser erkennt? Und wie kultig klingt das denn: „On top of Devil’s Mountain“, da brauchen wir eine kleine Schalt- und Denkpause, um darauf zu kommen, dass sich dieses neue NYT-Video nicht mit afghanischen Terroristen im Griff der Delta Force oder mit Gipfelstürmereien in Neuseeland beschäftigt, sondern mit dem Teufelsberg, unserem Teufelsberg. Dem Schutthügel, auf dem die alte Abhöranlage langsam zerbröselt und die Sprayer sprayen dürfen, bis auch das letzte Kapuzenshirt durchgeschwitzt ist. Die New Yorker sind natürlich nicht wegen der Graffiti gekommen, sondern weil sie den höchst reizvollen historischen Bogen gesehen haben: Einst war der Teufelsberg der technisch fortgeschrittenste Horchposten der NSA, weit vorgeschoben in Feindesland, nicht nur akzeptiert, sondern wohlgelitten als militärische Notwendigkeit.

Heute aber zerfallen die Reste, während ganz Deutschland die Umtriebe des Geheimdienstes verflucht, sich selbst in der Rolle des Feindes wähnt, die früher den Russen und ihren Satelliten vorbehalten war. Wie auch immer: So gesehen und zusammengeschnitten, beschließt man glatt, nach Jahrzehnten mal wieder raufzusteigen, statt immer nur den Kreuzberg oder den Volkspark Friedrichshain zu besuchen. Obwohl: Wenn uns die New York Times mal nach Cross Mountain oder Frederic’s Grove locken würde, wäre das ja auch eine ganz andere Nummer, nicht wahr?

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