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Berlin: Die andere Seite der Welt zu Gast in Berlin Die Asien-Pazifik-Wochen geben Einblicke

in fremde Kulturen – speziell in die koreanische

Wer die koreanische Kultur verstehen will, muss Kimchi essen. Der eingelegte Chinakohl werde in seiner Heimat zu jedem Essen gereicht, sagt Shim Young-Sub von der südkoreanischen Botschaft. Und obwohl Kimchi eigentlich nur Beilage sei, wolle doch niemand darauf verzichten: „Bei uns stehen meistens die kleinen Schätze im Mittelpunkt.“ Wie reich an kleinen Schätzen die koreanische Kultur ist, können die Berliner seit dieser Woche selbst erleben: Bei den Asien-Pazifik-Wochen, die bis zum 2. Oktober dauern, bildet Korea den Themenschwerpunkt. Von rund 150 Kulturveranstaltungen beschäftigt sich ein Drittel mit Korea. Botschaftsmitarbeiter Shim verspricht einen breiten Querschnitt durch die Kulturgeschichte seines Heimatlandes – „von Grabmalerei aus dem dritten Jahrhundert bis zu moderner Techno- Musik“.

Die Asien-Pazifik-Wochen finden auf Initiative des Regierenden Bürgermeisters seit 1997 alle zwei Jahre statt. Sie sollen die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und den Ländern der Asien-Pazifik-Region vertiefen – aber eben auch die kulturellen. In diesem Jahr sind 18 Staaten dabei: von Pakistan über Thailand und Japan bis Australien und Neuseeland. Dass die Deutschen gerade in kultureller Hinsicht noch einige Wissenslücken haben, zeigte sich auch bei der feierlichen Eröffnung am Montag im Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Da gab Klaus Wowereit zu, dass seine Landsleute mit Korea vor allem „Autos und High-Tech“ verbinden. Und natürlich die Teilung in zwei Staaten. Weit mehr Ahnung hatte der südkoreanische Kulturminister Chung Dong-Chea von der deutschen Kultur: Für ihn sei Deutschland das Land von Goethe, Schiller, Kant, Hegel, Bach und Beethoven – und Käthe Kollwitz mit ihren Holzschnitten nicht zu vergessen.

Eigentlich dürfte die koreanische Kultur in Deutschland gar nicht völlig unbekannt sein: Zehntausende Koreaner kamen in den 70er Jahren als Gastarbeiter in die Bundesrepublik, die Männer meist als Industriearbeiter und Bergleute, die Frauen als Krankenschwestern. Allein in Berlin leben heute rund 3500 Koreaner. Dass sie kaum auffallen, erklärt sich Shim Young-Sub so: „Wenn ein Chinese nach Deutschland kommt, macht er gleich ein Restaurant auf. Wir gründen erst einmal ein Taekwondo-Studio oder eine Kirchengemeinde.“ 15 christliche Gemeinden haben seine Landsleute in Berlin aufgebaut, außerdem zwei buddhistische Tempel. Kaum jemand in Deutschland weiß, dass sieben Millionen Koreaner dem christlichen Glauben angehören.

Choi Hae-Link ist in einer koreanischen Kirchengemeinde in Deutschland aufgewachsen. Die 28-jährige Berlinerin bezeichnet sich selbst als „Kind der zweiten Generation“, ist also hier geboren, hat aber die koreanische Kultur durch ihr Elternhaus vermittelt bekommen. Das sei gar nicht so übel, sagt Choi, da könne sie sich das Beste aus beiden Kulturen heraussuchen: von der deutschen die „Ehrlichkeit und Direktheit“, von der koreanischen die „Wärme und Herzlichkeit“. Choi hat sich für die nächsten zwei Wochen viel vorgenommen: Das Filmprogramm, die Ausstellungen, die Tänze – das könne sie alles nur empfehlen. Auch den Deutschen, die hätten von Asiaten ein komisches Bild von „Höflichkeit und Disziplin und Sauberkeit“. Und das – so viel wisse sie von sich selbst – „stimmt nicht in jedem Fall“.

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