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Berlin: Die Anwohner fühlen sich wegen der Sanierung unter Druck gesetzt - der Vermieter weist die Vorwürfe zurück

Am Strausberger Platz in Friedrichshain bläst der Wind buntes Laub vor sich her. Es herrscht Herbststimmung.

Am Strausberger Platz in Friedrichshain bläst der Wind buntes Laub vor sich her. Es herrscht Herbststimmung. Wenn das alles wäre. Hinter den renovierten Fassaden der Wohnhäuser Strausberger Platz 2 bis 5 ist die Stimmung eisig: Bewohner des siebenstöckigen Gebäudes fühlen sich von ihrem Vermieter unter Druck gesetzt und eingeschüchert. Die Rede ist von Eigentümer Manfred Herrmann, der nach Aussagen von Mietern ziemlich ungemütlich werden kann, wenn ihm jemand in die Quere kommt. "Am Telefon hat er mich angebrüllt, ich hätte Mitbewohner aufgehetzt und würde mich nicht wiederfinden", sagt Frithjof Samuel, der seit 1981 mit seiner Frau eine Zwei-Zimmer-Wohnung am Strausberger Platz bewohnt.

Samuel ist 72 Jahre alt und hat sich mit mehreren anderen Mietern zu einer Interessenvertretung zusammengeschlossen. Er macht kein Geheimnis daraus, dass er Mitglied der PDS ist und auch für die Partei arbeitet. Fünf aktive Mitarbeiter habe die Vertretung, Frithjof Samuel schätzt, dass zwei Drittel der rund 60 Haushalte hinter ihr stehen. Nach Samuels Darstellung schwelt der Konflikt mit dem Vermieter bereits seit 1998, als Frithjof Samuel einer Modernisierungsankündigung widersprach. Nach Ansicht des Mieters waren die Kosten für die neue Fassade zu hoch angesetzt. Dass der Konflikt offen ausgebrochen war, wurde Familie Samuel vor ein paar Wochen klar. Im September flatterte ein Unterlassungsanspruch aus der Rechtsanwaltskanzlei De Maizière & Partner ins Haus. In dem Schreiben wird der Mieter Samuel aufgefordert, künftig jede Rechtsberatung zu unterlassen. Andernfalls drohe eine Konventionalstrafe in Höhe von 5000 Mark. Die Anwaltsrechnung über 288,14 Mark sollte Samuel umgehend bezahlen. Darauf wandte er sich an den Berliner Mieterverein. Dessen Hauptgeschäftsführer Hartmann Vetter bezeichnet das Vorgehen des Vermieters gestern als "versuchte Nötigung". Nach Vetters Worten war Frithjof Samuel im August 1999 anwesend, als ein Vertreter des Vermieters zwecks Einzelgepräch eine 78-jährige Mieterin aufsuchte. "Das war Lebenshilfe, aber keine Rechtsberatung", sagt Hartmann Vetter. Vetter sieht mit Unwillen, dass "eine Atmosphäre der Angst erzeugt wird, die die Mieter von der Wahrnehmung ihrer Interessen abhalten soll".

Für den Vermieter stellt sich das Ganze anders dar. "Er ist ein alter Genosse, der die Mieter für seine PDS-Arbeit instrumentalisieren will", sagt Manfred Herrmann über Frithjof Samuel. "Uns liegen drei Beschwerden vor, in denen sich Mieter über Herrn Samuel beschweren", sagt Herrmann weiter. Die Bewohner hätten darum gebeten, man möge ihnen "den Mann, der im Haus die Klinken putzt, vom Hals halten". Andere Mieter hätten gesagt: "Samuel nervt uns." Für Manfred Herrmann steht jedenfalls fest, dass "Herr Samuel durch die Häuser geht und die Leute aufhetzt". Doch das sei ein Problem zwischen den Bewohnern. "Mich interessieren diese Dinge doch nicht", sagt Manfred Hermann.

Michael Brunner

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