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Berlin: Die Bayern wollen nichts anbrennen lassen

400 Polizisten sind zur Unterstützung in Berlin – um „den Chaoten die Zündhölzer wegzunehmen“

Die Bayern sind da. Ihre Einsatzanzüge sind einen Tick dunkelgrüner als die der Berliner. Und sie tragen schwarze Überzieher über dem Anzug, die sie „taktische Westen“ nennen: Weil sie dort im Einsatz so nützliche Dinge wie ein Wasserfläschchen und Akkus fürs Funkgerät stecken können. „Da sieht man wieder, wo das Geld sitzt“, sagte eine Berliner Beamtin.

Es ist ein bisschen so wie „Klassenfahrt“, als die rund 400 bayrischen Polizeibeamten am Dienstagabend nach einer über sechsstündigen Fahrt in ihrem Quartier in der Schmidt-Knobelsdorf-Straße in Spandau ankommen. Zuerst werden die Zimmer mit den je vier Doppelstockbetten inspiziert. Dann wird geduscht, gegessen. Kurze Einsatzbesprechung, und ab geht’s ins Bett: „Licht aus und Ausgehruhe!“, ordnen die Führungskräfte an. Schließlich ist die Nacht um drei Uhr wieder zu Ende. Die Bayern sind nicht zum Spaß hier: Sie werden – wie hunderte Beamte aus anderen Bundesländern – die Berliner Polizisten in den kommenden Tagen unterstützen. Die Bayern sind bis Freitag vor allem für die Sicherheit im und rund um den Flughafen Tegel zuständig – für die Zeit, in der US-Außenminister Colin Powell und der israelische Staatspräsident Moshe Katzav in der Stadt sind.

Und auch am 1.Mai sind die bayrischen Einsatzhundertschaften dabei. Uli Schmid, Sprecher der bayrischen Beamten, weiß, was auf seine Leute zukommen kann: „Wir sind in den vergangenen Jahren bei den Krawallen dabei gewesen. Und die jüngeren Kollegen, die das nicht erlebt haben, wurden mit Videos geschult, damit sie sich vorstellen können, was passiert.“ In Bayern seien sie es höchstens gewohnt „ein paar Fußballfans oder einen Demonstrationszug“ zu begleiten. Aber weil Berlin eben „eine komplett andere Welt“ sei, sind die Bayern mit „fast allem, was wir an technischer Ausstattung zu bieten haben“ angereist. Dazu gehört auch ein gepanzertes Sonderfahrzeug, eine Art Räumpanzer, auf dem oben ein Präzisionsgewehr aufgeschraubt werden kann. „Für den ganz schlimmen Ernstfall. Auch sehr gut geeignet, um Amokläufer zu stoppen“, fügt Schmid noch hinzu.

Damit die Bayern sich bei ihrem Einsatz nicht verfahren, bekommen die Beamten einen Berliner „Scout“ zugewiesen, der sich auskennt in den Straßen. Der Scout wird sicherlich auch zum Übersetzen gebraucht: Es kommt nämlich ab und an auch zu „Sprachproblemen“. So konnte Schmid mit dem Berliner Begriff „Strd VB“ im Einsatzplan so gar nichts anfangen: „Streifendienst Verbrechensbekämpfung“ heißt das. Bei den Bayern ist das ganz einfach ein „Zivilfahnder“.

Die Bayern, die sich nicht als „Prügelknaben“ sehen, lassen keine Zweifel aufkommen an ihrer eigenen Taktik: „Das des moi klar is: Mia wartn net, bis des Audo brennt. Mia nehma den Chaoten davor die Zündhölzl weg.“

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