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Berlin: Die beste Ölung

Ein Zahntechniker und eine Landschaftsplanerin haben ein ayurvedisches Wellness-Zentrum eröffnet. Sie bieten sri-lankische Massagen: Die lockern und sollen den Menschen in Einklang mit sich selbst bringen

Von Susanne Leimstoll

Der gemeine Mitteleuropäer ist bemitleidenswert. Er sitzt am Schreibtisch und das in schlechter Haltung. Dann schläft er schlecht, immer auf derselben Seite. Das macht ihn echt verspannt, und am Ende sollen der Doktor und die Physiotherapie auf Rezept es richten. Würde dieser Mensch an seine fünf Elemente Feuer, Wasser, Erde, Luft und Raum glauben und seine drei „Doshas“ in Einklang bringen, strotzte er vor Gesundheit und Lebensfreude und führte ein „glückliches, selbstbestimmtes Leben“. Sagen Ayurveda-Ärzte. Und weil Ayurveda eine der ältesten überlieferten Naturheilkunden ist, müssen die es doch wissen.

Irene Scheda hat diese Philosophie zu ihrem Lebensprinzip gemacht. Die gelernte Landschaftsplanerin betreibt mit ihrem sri-lankischen Mann Wijerathana Storz-Vidanage, einem gelernten Zahntechniker, das Wellness-Zentrum „Surya Villa“ in Prenzlauer Berg. Da bieten sie alles, was Entspannung und Wohlgefühl verspricht. „Was uns Mitteleuropäern fehlt, sind Bewegung und sinnliche Erlebnisse. Den Wind auf unserer Haut zu fühlen, bei Regen nass zu werden. Und vielleicht auch, liebevolle Berührung, Geborgenheit zu finden.“ Das scheinen vor allem Frauen so zu sehen: 80 Prozent der Kundschaft sind weiblich. Frauen buchen in der Surya Villa das Wohlfühlprogramm, Männer kommen, weil sie verspannt sind und lassen sich eine tiefe Gewebemassage geben, die die Muskelpartien lockert. Da entgeht ihnen was. Denn einfach alle ayurvedische Massagen, für die körperwarme ätherische Öle aus Sri-Lanka verwendet werden, gelten als Gesundmacher. Sie holen, wie Storz-Vidanage sagt, „die Gifte an die Hautoberfläche und lassen sie schmelzen“. Der Stoffwechsel wird angeregt, man ist leistungsfähiger.

Schon die Namen klingen kuschelig: Abhyanga, die eineinhalbstündige zweihändige Körpermassage mit warmem Kräuteröl. Upanahasveda, eine einstündige Rückenmassage. Padabhyanga, die entspannende Fuß- und Wadenmassage gegen Schlaflosigkeit und Nervosität. Garshan, die Seidenhandschuhmassage, die gewichtsreduzierend wirken soll. Die Öle sind auf den jeweiligen Menschentyp abgestimmt, wirken entspannend, vitalisierend, kühlend, wärmend. Hier kommen die „Doshas“ ins Spiel. Denn die ayurvedische Lehre unterscheidet drei Charaktertypen, und Irene Scheda kann sie ganz praktisch erklären. Vata, das Prinzip Luft und Bewegung, kennzeichnet den aktiven Menschen: unstet, nervös, von eher schlanker Statur. „Vata nimmt im Westen zu. Es geht viel über den Kopf, man macht sich Stress, hat Schlafstörungen.“ Da können Massagen helfen. Pitta, das Element Feuer und Energie. Das sind Menschen mit eher empfindlicher Haut, leistungsbezogen, von schneller Auffassungsgabe, zielstrebig. Und schließlich Kapha, Erde und Wasser, das Prinzip von Materie und Aufbau – Leute mit schöner Haut, stärkerem Knochenbau, zu Übergewicht neigend, mit ruhiger Ausstrahlung, tolerant.

Natürlich mischen sich die Typen, sagt Irene Scheda. Aber wer sein Prinzip lebt, sich danach ernährt, sich zu Hause mit den richtigen Farben umgibt, der wird eine schöne Ausstrahlung haben und „im Gleichgewicht“ sein. Ayurveda stärkt immer die Seite, die sich im Ungleichgewicht befindet. „Wir beide“, sagt Irene Scheda, „sind übrigens Pitta-Typen, werden leicht wütend, wollen unser Ding durchsetzen. Da kracht es schon mal.“ Scheint trotzdem zu funktionieren. Die beiden haben schließlich das Wellness-Zentrum im Haus.

Surya Villa, Wellness Zentrum für Ayurveda und Yoga, Rykestr.3, Prenzlauer Berg, Tel. 4849578-0, www.ayurveda-wellnesszentrum.de

Eine Folge verpasst? Die Wellness-Serie finden Sie im Internet unter www.tagesspiegel.de/wellness

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