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Berlin: Die Bösen sind immer und überall

Ein verwirrender Krimi im Berlin der 90er

Politiker sind korrupte Schufte, Polizisten auch, und die anderen Leute sind nur unwesentlich besser. Das ist die Ausgangsbasis für viele spannende Kriminalromane – aber nur dann, wenn die Autoren mit dem Klischee ökonomisch umgehen. Michael Robinson gehört nicht zu diesen Autoren. „Das Mephisto-Komplott“, der überwiegend in Berlin spielende Roman-Erstling des einstigen britischen Bankers und Musicalproduzenten Michael Robinson, ist ein Lehrbeispiel dafür, wie man eine Story unter Andeutungen und Querverweisen, Verschwörungen und Verbrechen ersticken kann, bevor sie auch nur die Chance hat, Fahrt zu gewinnen. Es beginnt, nicht uninteressant, in der Musicalbranche, als der abgewrackte Drehbuchautor Jonathan Kaplan 1994 nach Berlin gerufen wird, um ein Musical nach Klaus Manns „Mephisto“ zu schreiben. Doch der Auftraggeber verschwindet und alsbald verknoten sich die Handlungsstränge unentwirrbar. Musicalhaie, BKA-Beamte und Verfassungsschützer treten sich in dichter Folge auf die Füße, es gibt Verbindungen zu alten Schweizer Nazi-Vermögen und nicht ganz so alten Terroristen-Selbstmorden, jeder Akteur hat seine Hände in irgendwelchen dunklen Geschäften. Doch wenn die Geschichte endlich der Auflösung entgegenstrebt, will der Leser längst nicht mehr wissen, worin diese bestehen könnte. Ab und zu stöhnt einer der Handelnden, er blicke nun überhaupt nicht mehr durch; der Leser schließt sich erschöpft an.

— Michael Robinson: Das Mephisto-Komplott. Transit Verlag, Berlin, 239 Seiten, 18,80 Euro.

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