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Berlin: Die Botschaft bleibt eine Festung

Gesperrt auf unabsehbare Zeit: An der Britischen Vertretung ist die Wilhelmstraße zu – zum Verdruss von Wirten und Fußgängern

Eigentlich passiert gar nichts. Ein Glück. Es darf ja auch nichts passieren. Dazu stehen sie da, die Herren von der Polizei. Der stolze Union Jack hängt an der Stange, neben sich das schöne Botschaftsgebäude Ihrer Majestät, unter sich die trostlos unbelebte Wilhelmstraße. Das Stück zwischen den „Linden“ und der Behrenstraße ist seit dem terroristischen Anschlag gegen das britische Generalkonsulat in Istanbul Ende November vollständig für den Straßenverkehr gesperrt.

Die Buslinien 200 und 348 haben eine Haltestelle verloren und fahren über die Glinkastraße. Fußgänger haben zwar einen Bürgersteig, doch die Abriegelung durch die schweren Betonquader, die quer über die Straße verteilt sind, ist so perfekt, dass viele Besucher abgeschreckt werden, den schmalen Durchgang zu benutzen. Das Nachsehen haben vor allem jene Restaurants in der Wilhelmstraße, die von hungrigen Touristen als Laufkundschaft leben. Die „Apotheke am Brandenburger Tor“ hat bereits geschlossen und in den Restaurants „Porta“ und „Kartoffelhaus“ wartet man sehnsüchtig auf Kunden.

Gibt es irgendeinen Hinweis, dass die Sperren gelockert werden und Normalität einkehrt in die Mitte der Mitte? Nein. Bei der Britischen Botschaft wird auf die Zuständigkeit der Berliner Polizei verwiesen, mit der es eine enge Zusammenarbeit gibt. „Niemand findet diese Betonabschottung schön, aber die Sicherheit steht an erster Stelle.“ Die Botschaft möchte alles andere als eine Festung sein und lädt schon zur nächsten öffentlichen Ausstellung ein – ab 13. Februar werden Werke des berühmten Karikaturisten Victor Weisz („Vicky“) gezeigt.

Die Polizei erklärt, dass sie regelmäßig im engen Kontakt „mit entsprechenden Dienststellen innerhalb von Berlin und Deutschland“ steht, deren Erkenntnisse in eine „Gefährdungsanalyse“ einfließen lässt und danach prüft, inwieweit die Maßnahmen weiter notwendig sind. „Wir können momentan nicht sagen, wann diese Einschätzung dazu führen wird, dass wir die Maßnahmen reduzieren“, heißt es, und geheimnisvoll wird von einem „abstrakt hohen Gefährdungsniveau“ gesprochen, gleichzeitig aber eingeräumt, dass zur Zeit „keine konkreten Hinweise“ vorliegen. Es bleibt, wie es ist. Im Dunkel. Die Polizisten wissen auch nicht mehr, aber sie wissen mehr, als sie sagen. Auf die Frage, wie lange er hier noch stehen müsse, antwortet der Polizist: „2006!“ Wie bitte? Warum? „Weil 2006 die Engländer aus dem Irak abgezogen werden.“

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