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Berlin: Die CDU-Kreise zählen ihre Truppen

In den Basis-Wahlen geht es um neue Mehrheiten

Aufgeregt ist man immer in der CDU, wenn die mittlere Führungsebene zur Wahl steht. In diesem Jahr fällt mit den Wahlen der Kreisvorsitzenden auch eine Entscheidung darüber, ob der Landesvorsitzende Joachim Zeller der Partei als Spitzenkandidat überhaupt denkbar erscheint. Darüber wird ein Landesparteitag Ende Mai entscheiden.

Die ersten Kreisverbände haben gewählt, darunter auch der stärkste: Charlottenburg-Wilmersdorf, 2350 Mitglieder stark, wird wie gehabt vom Europa-Abgeordneten Ingo Schmitt geführt. 50 von 312 Delegierten kann der Kreisverband auf dem Landesparteitag stellen, so viele wie kein anderer in der Berliner CDU. Was Schmitt und seine Parteifreunde mit ihrer Macht im Mai anfangen werden, ist noch nicht klar zu erkennen. Schmitt nahm auf dem Kreisparteitag am Freitagabend Zeller gegen Angriffe in Schutz, die derzeit laut oder halblaut zu hören sind. Doch war es auch Schmitt, der im Sommer 2004 als erster unter den Landes-Machtmenschen der CDU den Import eines Spitzenkandidaten befürwortete.

Ähnlich sieht der Zehlendorfer Abgeordnete Michael Braun die Kandidatenfrage. Braun, stellvertretender Fraktionsvorsitzender, will im April in Steglitz-Zehlendorf gegen Jean Angelov als Kreisvorsitzender kandidieren. Seine Chancen gelten als gut. Sollte er sich durchsetzen, dürfte die Richtung klar sein, die Steglitz-Zehlendorf im Umgang mit Zeller einschlägt. Der Kreisverband hat 49 Delegierte und bildet das zweite Kraftzentrum der Partei. Die Vormänner aus dem Südwesten und dem Westen werden gemeinsam auf Kandidatensuche gehen wollen.

Andere Kreischefs werden vermutlich in dieselbe Richtung arbeiten. Stephan Tromp, der alte und neue Kreisvorsitzende von Mitte, hat sich noch nicht vernehmlich in die Diskussion eingeschaltet. Das wäre auch schwierig, weil Zeller seinem Kreisverband angehört und außerdem Bürgermeister von Mitte ist. Doch unter den 1296 Mitgliedern des Kreisverbandes sind eine ganze Reihe zugezogener Exil-Bonner. Die 29 Delegierten werden Außenwirkung und Bedeutsamkeit der Kandidatenfrage richtig einschätzen.

Stefanie Vogelsang, neue Kreisvorsitzende von Neukölln, gehört zu den Zeller-Skeptikern. Die 21 Neuköllner Delegierten werden ähnlich wie die 31 Delegierten aus Reinickendorf dem Landeschef die Spitzenkandidatur kaum zutrauen. In Reinickendorf rechnen alle mit Frank Steffel, in Spandau viele neuerdings mit dem Abgeordneten Kai Wegner, der dort erstmals als Kreischef kandidiert. Fraktionschef Nicolas Zimmer will in Tempelhof-Schöneberg gegen Stadtrat Dieter Hapel kandidieren. Wie das ausgeht, gilt im Landesvorstand als „relativ offen“. 31 Delegierte hat der Verband.

Weil die CDU nach Osten hin deutlich an Gewicht verliert, sind die 15 Delegierten von Kreuzberg-Friedrichshain nicht ganz so wichtig, von weiter östlich gelegenen Parteigliederungen zu schweigen. Die Ostberliner CDU entscheidet nicht, sie macht bloß mit.

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