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Berlin: Die Degewo will Verwahrlosungstendenzen im Neubaugebiet entgegen wirken

Mit einem Konzept, das dem Quartiersmanagement in Problemkiezen ähnlich ist, will die Wohnungsbaugesellschaft Degewo Verwahrlosungstendenzen in der Gropiusstadt entgegenwirken. Bereits im Oktober eröffnete die Gesellschaft ein Stadtteilbüro, an das sich die rund 10 000 Degewo-Mieter wenden können.

Mit einem Konzept, das dem Quartiersmanagement in Problemkiezen ähnlich ist, will die Wohnungsbaugesellschaft Degewo Verwahrlosungstendenzen in der Gropiusstadt entgegenwirken. Bereits im Oktober eröffnete die Gesellschaft ein Stadtteilbüro, an das sich die rund 10 000 Degewo-Mieter wenden können. Geplant ist, weitere Hauseingänge durch Wachschutzunternehmen sichern zu lassen, die Sauberkeit in der Siedlung zu verbessern und bestehende Mieterinitiativen zu unterstützen. Langfristig sollen die Nachbarschaften in der Hochhaussiedlung gestärkt, ihr Image aufpoliert und neue Bewohner aus der Mittelschicht gefunden werden, sagte der Leiter des Degewo-Kundenzentrums, Jörn Richters, am Montagabend bei einem Treffen mit langjährigen Mietern.

Die zwischen 1962 und 1975 im sozialen Wohnungsbau errichtete Trabantenstadt leidet zunehmend unter sozialen Missständen: Vandalismus, Anonymität, Alkoholproblemen der Bewohner. Pro Jahr zögen zehn bis zwölf Prozent der Mieter aus, sagte Richters, überwiegend Besserverdienende. Zurück blieben die sozial Schwachen: Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger. Deren Hoffnungslosigkeit schlägt sich offenbar im Umgang untereinander nieder. So sei es in einigen Häusern keine Seltenheit, dass Müll aus dem Fenster fliege, regelmäßig würden Fahrstuhlspiegel und Klingelanlagen zerstört. Von einem "Problemkiez" Gropiusstadt will der neue Stadtteilmanager Horst Riese nicht sprechen. Man müsse aber eine "Überforderung der Nachbarschaften" vermeiden.

Die Degewo steckte in den vergangenen Jahren Millionen in die Sanierung der Häuser. Weitere Schritte in die richtige Richtung seien die bereits erfolgte Senkung der Fehlbelegungsabgabe sowie die Aufhebung der Pflicht, nur an Inhaber von Wohnberechtigungsscheinen zu vermieten, gewesen, sagte Riese. Seitdem zögen wieder "verstärkt Mieter mit eigenem Einkommen" ein. Ab 2000 möchte der Degewo-Berater nach dem Vorbild des Quartiersmanagements unter anderem arbeitslose Mieter von einer Beschäftigungsgesellschaft anstellen lassen. Sie könnten Grünanlagen pflegen, Hausflure renovieren und Müll wegräumen, sagt Riese. Mit einem verbesserten Service, etwa einem Bring- und Holdienst, soll das Wohnen in der Gropiusstadt attraktiver werden. Dabei ist Riese der Ansicht, dass die Trabantenstadt auf dem Wohnungsmarkt ohnehin nicht schlecht dastehe. Die Wohnungen seien gut geschnitten, sie lägen nahe am Grünen und seien schnell zu erreichen. Eingeladene Mieter klagten am Montagabend über nächtliche Lärmbelästigungen durch Betrunkene, Pöbeleien auf der Straße, aber auch über Defizite der Degewo-Mieterbetreuung. Er finde es unmöglich, dass er auf die Sprechzeiten verwiesen werde, wenn er Mitarbeiter der Wohnungsbaugesellschaft auf Missstände wie ständig offene Kellertüren hinweise, sagte der 60-jährige Wolfgang Trettin. Und seine Nachbarin Inge Kienitz beschwerte sich über die vielen kaputten Gehwege. Ihrer Meinung nach müssten die Degewo-Mitarbeiter einmal durch die Siedlung spazieren, um sich selbst einen Eindruck zu verschaffen.

Tobias Arbinger

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