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Berlin: Die Einzelkämpfer

Wie vier parteilose Kandidaten ins Abgeordnetenhaus einziehen wollen

Kaum einer kennt sie. Deshalb haben sie bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus (fast) keine Chance. Doch die ergreifen sie: Vier Kandidaten ohne Partei, aber mit den Unterschriften von mindestens 45 Berlinern ihres Wahlkreises im Rücken. Die haben sie am Obststand, vor einem Kaufhaus oder in der Nachbarschaft von ihrem Auftrag überzeugt. Und der besteht, sagen sie, darin: politische Routine und Kungelei zu bekämpfen.

Im vierten Stock eines Wilmersdorfer Altbaus ist die Rechtsanwaltskanzlei und Wohnung von Georg Zenker so eingerichtet, wie man sich das in dieser traditionellen West-Berliner Lage so vorstellt. Abgeschliffene Holzböden mit Fischgrätenmuster, hohe stuckverzierte Decken, in Pastellfarben getünchte Wände und drei Durchgangszimmer mit Flügeltüren. Seit 25 Jahren wohnt und arbeitet der aus der Schweiz stammende Direktkandidat hier. Um ins Abgeordnetenhaus einzuziehen, bräuchte er etwa 9000 Stimmen.

Ein schwieriges Unterfangen. Doch das entmutigt den gestandenen Mann nicht. Weil er politische Ziele hat: „Der Kampf gegen die Korruption ist unzureichend“, sagt er. Er nennt die Bankgesellschaft, die Privatisierungsverträge bei den Wasserbetrieben – und die Parteienfinanzierung. 800 Millionen Euro jährlich erhielten diese – allein 3,5 Millionen Euro Erstattung für den Berliner Wahlkampf. In der Schweiz, Zenkers Vorbild auch in Sachen Bürgerbeteiligung, gebe es diese Zuschüsse nicht.

Zenker ist nicht wirklich ein Einzelgänger: Er hat drei andere unabhängige Kandidaten zusammengerufen. Neben ihm sitzt der Gemüsehändler Ali Kamburoglu aus Moabit. Er will gegen die Drogenkriminalität „direkt vor unseren Augen im U-Bahnhof Birkenstraße“ vorgehen – und für den Mittelstand eintreten.

Außerdem stellt sich Kurt „Kutte“ Schettlinger zur Wahl. Der frühere Schwimmtrainer tritt in Lichtenberg an und sagt: „Als gelernter Ost-Berliner stelle ich nach 15 Jahren Demokratie fest: Die Parteien haben abgewirtschaftet.“ Deshalb will er „alles auf den Prüfstand stellen und alles neu machen“.

Frank Ditsche, Kandidat in Reinickendorf, ist schon zum zweiten Mal dabei: 2001 errang er 1,3 Prozent der Stimmen. „Ein kleiner Erfolg“, sagt er, und: „Jetzt will ich es schaffen.“ Sein Programm: „Schule, Bildung, Integration und innere Sicherheit.“ ball

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