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Berlin: Die Elektronik-Panne bei der Feuerwehr in der Silvesternacht ist noch immer rätselhaft

Eine "Verkettung unglücklicher Ereignisse" hat nach Einschätzung von Innensenator Eckart Werthebach und Landesbranddirektor Albrecht Broemme zu den teils chaotischen Verhältnissen im Rettungsdienst in der Silvesternacht geführt. Werthebach stellte sich gestern auf einer eilends einberufenen Pressekonferenz vor die Feuerwehrführung und erklärte, ihr seien keine Vorwürfe zu machen.

Eine "Verkettung unglücklicher Ereignisse" hat nach Einschätzung von Innensenator Eckart Werthebach und Landesbranddirektor Albrecht Broemme zu den teils chaotischen Verhältnissen im Rettungsdienst in der Silvesternacht geführt. Werthebach stellte sich gestern auf einer eilends einberufenen Pressekonferenz vor die Feuerwehrführung und erklärte, ihr seien keine Vorwürfe zu machen. Damit wies er Angriffe von Seiten der Gewerkschaft der Polizei (GdP) zurück. Die Gewerkschaft, die auch Feuerwehrleute vertritt, hatte von einem Durcheinander bei der Wehr und mangelnder Vorbereitung gesprochen. Der Senator will dem Abgeordnetenhauses nun bis Ende Januar eine Dokumentation über die Ursachen der vielen Pannen vorlegen. Wie berichtet, hatte ein Ausfall des Computerleitsystems zu dem Debakel geführt.

Die Hintergründe des Zusammenbruchs, in dessen Folge sich Einsätze verzögerten und die Leitstelle den Überblick über die verfügbaren Rettungsfahrzeuge verlor, waren bis zur Wochenmitte noch ungeklärt. Erst eine Simulation des Alarmierungsgeschehens während des Millenniumswechsels in der Nacht zum Donnerstag brachte erste Erkenntnisse. Danach lässt sich eine Elektronikpanne infolge des Datumswechsels (das sogenannte Y2K-Syndrom) ausschließen. Das System sei auch nicht durch Überlastung zusammengebrochen, sagte der Landesbranddirektor. Laut Broemme hat die Elektronik auf eine Weise "verrückt gespielt", die noch niemals vorgekommen sei. Deshalb habe man einen solchen "worst case" des Systems kaum vorhersehen und sich nicht darauf vorbereiten können.

Normalerweise überprüft die Elektronik nach dem Eingang eines Notrufes, ob die Adresse plausibel ist und vielleicht schon Retter unterwegs sind. Erst danach alarmiert es den am nächsten stationierten Lösch- oder Rettungswagen. Dabei wird es ständig durch Funkcodes auf dem Laufenden gehalten, welche Wagen verfügbar sind.

Punkt 0.04 Uhr fiel dieses Programm aber zu Silvester "in Teilen aus". Beamte wollten es wieder hochfahren, bewirkten aber das Gegenteil. Die Elektronik funktionierte nun überhaupt nicht mehr. "Die Kollegen hätten besser gar nicht reagiert", hieß es gestern, denn inzwischen habe man festgestellt, "dass der Teilausfall sich wieder selbstständig reguliert hätte". Stattdessen folgte nun eine Panne nach der anderen. Auch das Ersatzsystem, das bei einem Crash anspringen soll, ging aus noch ungeklärten Gründen nicht in Betrieb, obwohl es laut Broemme zuvor überprüft worden war. Und die dritte Sicherungsleine - ein älteres System aus den 80er Jahren - lief zwar an, war aber schnell überlastet. Es wickelte Einsätze stark verlangsamt ab und zeigte den Status vieler Fahrzeuge nicht mehr korrekt an. Erst um vier Uhr früh habe man die Computer wieder ins Laufen gebracht, sagte Broemme.

Zugleich wies er den Vorwurf zurück, er habe sich auf der Festmeile vergnügt, während es in der Leitstelle "brannte". Es sei abgesprochen gewesen, dass er das Geschehen am Großen Stern im Auge behalte, während sein Vize Wilfried Gräfling die Leitstelle führe. Als ihn dieser jedoch um 1 Uhr gerufen habe, sei er sofort zu ihm geeilt.

CS

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