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Berlin: Die Entdeckung der Langsamkeit – Tempo 10 rund um den Hackeschen Markt

Senat und Bezirk wollen Autos aus der Spandauer Vorstadt verbannen und bauen deshalb breitere Gehwege und mehr Fahrradständer. Aber braucht das Szeneviertel das wirklich? Ein Pro & Contra

Nach den Sommerferien sollen die Bauarbeiten beginnen: Gehwege werden breiter, Granitpoller und Fahrradständer verengen die ohnehin schmalen Straßen in der historischen Spandauer Vorstadt, dem Szeneviertel nördlich des Hackeschen Marktes. Auf den größeren Straßen gilt dann Tempo 30. Auf den kleineren – August, Gips- und Krausnickstraße sowie rund um den Koppenplatz – dürfen die Autofahrer nur noch Tempo 10 fahren. Das gibt es bisher nur auf Privatgelände und am Brandenburger Tor.

Die Pläne folgen einer Studie von Senat, Bezirk, einem Stadtplanungsbüro, der Technischen Universität sowie der Industrie- und Handelskammer (IHK). An Details wird noch gearbeitet, aber die Tempolimits sind beschlossene Sache. Sie sollen Autofahrern die Tour durch die Spandauer Vorstadt verleiden, aber nicht verbieten. Wer partout mit seinem Wagen zur Kneipe fahren will, darf das auch künftig. Aber die Spandauer Vorstadt soll kein Geheimtipp mehr sein, um beispielsweise die ewig zugestaute Friedrichstraße zu umfahren. Profitieren sollen die zahlreichen Fußgänger und Radfahrer im Viertel. Eine Mehrheit der Anwohner hat sich für die Verkehrsberuhigung ausgesprochen. Bei den Gewerbetreibenden ist das Echo geteilt. Für die meisten Unternehmer ist aber entscheidend, dass sie erreichbar bleiben und keine Parkplätze oder Ladezonen abgeschafft werden. Und viele Kneipenwirte hoffen, dass sie bald mehr Stühle auf den Gehweg stellen können, wenn es auf der Straße ruhiger ist und die Unmenge der wild angeketteten Fahrräder dank neuer Abstellbügel nicht mehr den Gehweg versperrt.

Viele Bezirkspolitiker sehen die Verkehrsberuhigung als Alternative zur Sperrung. Letzteres hatte die Bezirks-CDU vor Jahren selbst angeregt. Deshalb tut sich Alexander Karczmarek, CDU-Verkehrspolitiker im Abgeordnetenhaus, schwer, das Vorhaben von rot-roter Koalition und Mittes grüner Stadtentwicklungsstadträtin Dorothee Dubrau zu kritisieren Die Richtung sei „schon nicht ganz falsch“, sagt er. Nur wundert sich der Christdemokrat, woher in heutigen Zeiten das Geld für Poller & Co. kommt. obs

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