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Berlin: „Die Erde zittert und dröhnt“

„Mitten in der Nacht erwachen wir. Die Erde zittert und dröhnt.

„Mitten in der Nacht erwachen wir. Die Erde zittert und dröhnt. Schweres Feuer liegt über uns. Jeder greift nach seinen Sachen. Ich streife schnell die Schuhe über die Füße, nehme Mantel und Tornister über den Arm und stolpere hinaus in die Nacht. Die Erde bebt. Die Nacht ist ein Blitzen und Brüllen. Schwere Geschosse gehen über uns hinweg. Wenn ein Einschlag dröhnt und sekundenlang Licht in der Nacht hängt, sieht man unsere verschlafenen Gesichter.“

(Aus dem Tagebuch des damaligen Hitlerjungen Helmut Altner, nach „Zerstört, besiegt, befreit“, Verlag Frölich und Kaufmann 1985)

Reaktionen auf Versorgungsschwierigkeiten: „Die (…) Brotkürzung hat in allen Bevölkerungskreisen einen heftigen Unmut hervorgerufen. (…) Die Mütter von über 6 Jahre alten Kindern erschienen in der Kartenstelle und verlangten die Abstempelung der beiden Abschnitte, die von der Belieferung ausgeschlossen waren. Auf die pflichtgemäße Ablehnung wurde von den Müttern geschimpft, wobei auch die Angestellten der Kartenstelle böse Worte hören mußten. (…) Infolge des sich der Reichshauptstadt nähernden Feindes besteht naturgemäß eine große Gespanntheit.“

(Aus einem Schreiben des Leiters der Lebensmittelkartenstelle Oberschöneweide an den Bezirksbürgermeister, in „Berlin 1945. Eine Dokumentation“, Ausstellungskatalog der Topographie des Terrors)

Tagebuch einer Berlinerin: „Es ist 1/4 2 Uhr nachts. Wir sitzen, wie üblich, im Keller. 3 Verbände schneller Kampfflugzeuge über Berlin, wie wir gerade im Radio hörten. Die Baronin vom Parterre ist mit einem Lastwagen gen Westen gefahren. Sehr fraglich, ob sie durchkommt. Gestern, Sonntag, hatten wir wieder viel Besuch, Vati kam früh. Vielleicht das letzte Mal. Natürlich nur über die Lage gesprochen. Habe mich wieder so richtig satt gegessen, denn Vati brachte Fleisch und Kartoffeln mit.“

(Aus dem Tagebuch von Tagesspiegel-Leserin Christa Ronke)

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