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Berlin: Die Eröffnung – feierlich und gut geschützt

Zum Festakt am Holocaust-Mahnmal kamen 1200 geladene Gäste aus aller Welt. Die Polizei hatte das Areal weiträumig abgesperrt

Drinnen im Festzelt werden die Reden gehalten. Alle Gäste hören ergriffen zu, besonders als Sabina van der Linden davon spricht, was sie als elfjähriges Mädchen in Polen mitgemacht hat. Keiner wagt, sich zu rühren, viele zücken die Taschentücher. Da knattert wieder ein Hubschrauber über das Zelt auf dem Mahnmalgelände und übertönt die Worte der Rednerin. Erinnerung und Emotionen prallen an diesem Tag nicht nur einmal auf die strengen Sicherheitsvorkehrungen. Zeitzeugen, die sich zu spät akkreditiert haben, wollen noch eingelassen werden. Die Sicherheitskräfte machen möglich, was sie können.

Dass die Sicherheit so hoch geschrieben wird, ist verständlich, schließlich haben sich im Festzelt 1200 Gäste aus aller Welt versammelt, darunter der Bundespräsident, der Bundeskanzler und das gesamte Kabinett. Viele Vertreter von jüdischen Gemeinden aus ganz Europa sind gekommen, Gäste vom Jüdischen Weltkongress, vom Zentralrat der Juden in Deutschland, Rabbiner, Botschafter.

Draußen drängen sich 1000 Berliner und Touristen als Zaungäste auf der parallel zur Ebertstraße verlaufenden Lindenallee an den Absperrgittern – wenig angetan die meisten. Viele sind enttäuscht, dass sie nicht dichter herankönnen. Doch dem Wunsch stehen Sicherheitsbedenken entgegen, 400 Polizisten sichern das Areal. Präzisionsschützen beobachten, ob sich Fenster öffnen oder Menschen auf den Balkonen verdächtig benehmen.

Seit dem frühen Morgen ist der engere Bereich rund um das Mahnmal und die angrenzende Wilhelmstraße mit Gittern abgesperrt, aber die Polizisten üben auch hier ihr Erfolgsrezept, indem sie den Leuten mit freundlichem Lächeln und einer offenen, ausgestreckten Hand entgegenkommen. „Was wünschen Sie bitte?“ „Ich möchte gern in meine Wohnung.“ „Wo ist die?“ „Na, da vorn.“ - „Bitte sehr.“ Fremde Besucher werden notfalls bis zum Eingang begleitet. Von dem Ärger, den es vor Tagen wegen der polizeilichen Anordnung gegeben hatte, dass kein Fenster geöffnet werden dürfe, ist gestern nichts zu spüren. „Wenn eine Oma sich ein Kissen auf die Fensterbank legt und zuguckt, ist das für uns kein Problem“, sagt ein Polizist. Die Anwohner können ungehindert aus den Fenstern schauen. Ein Fernsehteam, das aus einer Wohnung in der Wilhelmstraße 81 filmt, wird jedoch von Polizisten begleitet – in diesem Fall sind die Präzisionsschützen informiert worden, in welchem Fenster ein Teleobjektiv auftaucht – und nicht etwa die Waffe mit Zielfernrohr eines möglichen Attentäters. Auch der Ballon am Potsdamer Platz steigt nicht auf, ein Zettel begründet dies mit „zu viel Wind“.

Viele der Schaulustigen in der Ebertstraße können es gar nicht erwarten, endlich das Stelenfeld zu betreten. Dies allerdings ist erst am morgigen Donnerstag möglich – danach aber rund um die Uhr, bekanntlich wird es keine Zäune oder Sperren am Denkmal geben. „Endlich ist es fertig“, freut sich eine ältere Zehlendorferin, „nach so vielen Streitereien.“ Sie bedauert, dass die Nicht-Geladenen von der Feier nichts mitbekommen. „Das widerspricht dem Ort“, sagte eine andere Berlinerin, „das Mahnmal soll die Öffentlichkeit mit einbeziehen.“ Unter den Schaulustigen sind viele junge Menschen und Touristen; Spanisch, Italienisch und Holländisch sind häufig zu hören. Japanische oder russische Fernsehteams interviewen die Zuschauer; unauffällig schlendern Zivilpolizisten umher.

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