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Berlin: Die Erste Hilfe für Bachs Autographe in der Staatsbibliothek kostet rund zwei Millionen

Johann Sebastian Bach tauchte die Feder in stark eisenhaltige Tinte und beschrieb die Notenblätter obendrein sehr dicht. Das hatte spätestens in unserem frühen Jahrhundert schon zur Folge, dass die Tinte begann zu oxydieren, also regelrecht zu rosten.

Johann Sebastian Bach tauchte die Feder in stark eisenhaltige Tinte und beschrieb die Notenblätter obendrein sehr dicht. Das hatte spätestens in unserem frühen Jahrhundert schon zur Folge, dass die Tinte begann zu oxydieren, also regelrecht zu rosten. Die Schrift bekam eine braune Färbung, aber noch schlimmer als das: Einzelne Noten laufen Gefahr, regelrecht herauszufallen. Und das muss schleunigst verhindert werden; denn in der Staatsbibliothek liegen von Bachscher Hand 8000 Notenblätter, also Autographe. Sie haben den letzten Krieg überlebt, nun sind sie in tiefsten Friedenszeiten höchst bedroht.

Man hat die Bachschen Noten mittlerweile in einer Erste-Hilfe-Station, in einem Raum bei gleichbleibend 18 Grad Celsius und 50 Prozent Luftfeuchtigkeit untergebracht. Das genügt aber nicht. Von den Blättern sind 20 Prozent schwer beschädigt, und vom skizzierten Tintenfraß sind nahezu 70 Prozent befallen. Es gibt Hilfe. Aber diese Hilfe kostet vile Geld, jedenfalls viel für die kurz gehaltene Bibliothek. Deswegen hat sich der Verein Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin e. V. eine Rettungsaktion ausgedacht, um die ungefähr zwei Millionen Mark zur Erhaltung dieses unermesslichen Kulturgutes zu beschaffen. Rettung ist mit einem erprobten Verfahren, das knapp gesagt "Papierspaltung" bedeutet möglich. Ein "Bach-Patronat" ist gefragt. In Jena wie in Leipzig sind für diese Rettung Fachleute zur Stelle. Und nun geht es darum, diese Rettung auch zum Muster für so viele gefährdete andere Autographe zu machen. Es geht bei Bach um ein "musikalisches Opfer", das auch bei Konzerten dargebracht werden könnte. Nicht, dass uns die geschriebene Musik nicht abgeschrieben zur Hand wäre - nein: es geht um die göttlich geführte Hand Bachs. Das verpflichtet nach allen Seiten hin. Und zwar vom herzlich erübrigten Scherflein bis zur Mehrstelligkeit dessen, der sich mit keinem Geringeren als Johann Sebastian Bach ins helle Licht rücken will, also um Sponsoren. Der Mäzen, dieser stille Stifter, er wird in seiner Vereinzelung bei Bach ohnehin nicht zaudern. Alle zusammen bilden ein "Bach-Patronat" und zwar unter dem Anspruch ein einzigartiges "Kulturgut zu bewahren".

Gestern abend gab es einen Auftakt für diese auf drei Jahre angelegte Rettung. Und zwar im Lichthof der Deutschen Bank Unter den Linden. Dorthin waren 300 Persönlichkeiten des öffentlichen, wirtschaftlichen, kulturellen oder gesellschaftlichen Lebens eingeladen. Man gab Kammermusik von Bach. Und man gab bekannt, worum es dringend geht. Und über das, worum es geht, halten Persönlichkeiten, 13 Männer, den schützenden Schirm. Von "A" wie Abbado bis zum Dresdener Orgelbaumeister Kristian Wegscheider. Aber, auf diese männliche Auslese hin angesprochen, sagte der Vorsitzende des Freundeskreises der Staatsbibliothek, Winfried Sühlo, es handle sich nicht um eine Auslese. Die Liste des "Ehren-Collegiums" sei offen.Patronats-Konto: Deutsche Bank Berlin, BLZ 100 700 00, Kto.: 439 39 22 05, Stichwort: Bach.

Patronats-Konto: Deutsche Bank Berlin[BLZ 100 700]

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