zum Hauptinhalt

Berlin: Die ersten "Lofts" in den Paul-Lincke-Höfen sind bezugsfertig - Insgesamt entstehen 117 Wohnungen

Am Eingang in der Reichenberger Straße 80 hängen noch die dunkelbraunen, Meter hohen Reklamebuchstaben: "Bosse Telekom". In den fünf Höfen dahinter erinnert mittlerweile aber nichts mehr daran, dass hier jahrzehntelang Telegrafen und Telefone produziert wurden.

Am Eingang in der Reichenberger Straße 80 hängen noch die dunkelbraunen, Meter hohen Reklamebuchstaben: "Bosse Telekom". In den fünf Höfen dahinter erinnert mittlerweile aber nichts mehr daran, dass hier jahrzehntelang Telegrafen und Telefone produziert wurden. In den Paul-Lincke-Höfen wird gehämmert, gebohrt und betoniert. Ende dieses Monats sollen die ersten 28 Lofts sowie die Tiefgarage bezugsfertig sein, gestern wurden sie vom Bauunternehmer Hochtief an den Bauherrn "Realprojekt" übergeben. Bis März nächsten Jahres sollen alle 117 Wohnungen auf dem Fabrikgelände umgebaut und modernisiert sein. Dann können sie kommen, die "kreativen Berufsgruppen": Grafiker, Fotografen, Journalisten, Schauspieler, Softwaretüftler wünscht sich die Realprojekt als Mieter. "Unser Ziel ist eine Neudefinition der Kreuzberger Mischung, dieser Kombination aus Wohnen und Arbeiten, und zwar angepasst an heutige Bedürfnisse", sagt Realprojekt-Sprecher Willo Göpel. In die Wohnungen mit dem offenen Grundriss könnten Büros, Studios und Ateliers integriert werden, sagt Finanzvorstand Klaus Zahn. Etwa 80 Prozent der 90 bis 280 Quadratmeter großen Lofts sind bereits verkauft, zu einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 4300 Mark. Mieter werden wohl mit 14 bis 16 Mark pro Quadratmeter rechnen müssen.

Einheitlich wurden die Fenster raumhoch gestaltet, ansonsten blieb vieles den Wünschen der Mieter oder Käufer überlassen. Das gibt jedem Loft einen individuellen Charakter: Da lugt bei manchem unter dem Wandputz die glasierte Ziegelwand des ehemaligen Treppenhauses hervor, da bleiben die gewölbten, originalen "Preußischen Kappendecken" von 1910 erhalten. Andere Käufer wünschen statt des Industrieparketts aus Eiche helle Ahornplanken oder doppelte Waschbecken.

Besonders auffällig sind die von Architekt Christoph Langhof gestalteten, tonnenförmig gewölbten Dachaufbauten aus Zink. Sie sorgen dafür, dass sich die Zahl der Stockwerke auf sechs erhöht. Das "Loft-Living-Konzept" stieß auf Protest der PDS, die lautstark Befürchtungen vor einem "Reichen-Ghetto im Kiez" Ausdruck verlieh. Doch Realprojekt rechnet nicht mit Attacken der Kreuzberger Szene gegen ihre gutverdienenden Mieter: "Wir wollen die Höfe offen halten, Besucher sollen sie sich wie die Hackeschen Höfe auch ansehen kommen", sagt Göpel. Eine "Sozialkontrolle" in Form eines Concierge-Postens werde man aber trotzdem einsetzen.

ulg

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false