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Berlin: Die Fahnder

Bei Radio Fritz suchen zwei Moderatoren jeden Sonntag Nachwuchsbands. So haben sie auch Mia und „Wir sind Helden“ entdeckt

Als die Musiker der Berliner Band „Zirkulardynamik“ neulich bei einem Konzert in Rostock auf die Bühne traten und in den Saal schauten, da wussten sie nicht so genau: Ist das kleine Grüppchen Menschen noch Hallenpersonal oder schon das Publikum? „Die Stimmung auf der Bühne war sehr schlecht“, sagt Sänger Daniel. Kein Einzelfall. Die meisten jungen Bands kennen das: Manchmal stehen mehr Leute auf der Bühne als davor. Und dann heißt es: Durchhalten – oder einen anständigen Beruf erlernen.

Es gibt noch eine weitere Alternative: die Pop-Agenten. Das ist so etwas wie „Deutschland sucht den Superstar“ in sehr, sehr klein. Seit sechs Jahren fahnden bei Radio Fritz die Moderatoren Ole Stührmann und Max Spallek jeden Sonntagabend von 18 bis 20 Uhr nach musikalischen Nachwuchstalenten – wobei der Begriff „Talente“ weit gefasst wird. „Bei uns kann jeder seine Musik einschicken“, sagt der 27-Jährige Stührmann. Einziges Kriterium: Die Aufnahmequalität muss stimmen. In einer „Demo-Ecke“ werden pro Sendung drei Stücke komplett gespielt – egal wie lang, egal welche Stilrichtung. Da ist alles bei, vom schrummeligen Gitarrenrock („Du bist schlecht im Bett und ich auch“) bis zum „Bastard Pop“, bei dem zwei aktuelle Chart-Songs zu einem neuen gemischt werden.

„Wir kriegen kistenweise Material jede Woche“, sagt der 35-Jährige Max Spallek, „und wir hören uns jede CD auch an.“ Von den Stücken in der Demo-Ecke wählen die Hörer – 30000 schalten jeden Sonntag ein – ihren Favoriten. Der darf in der folgenden Woche live ins Studio. Dort tauchen sehr unterschiedliche Gestalten auf: Männer mit riesigen Damensonnenbrillen und leerem Blick oder Frauen mit zerrissenen Jeans und Unterhemd.

Die meisten aber kommen in Jeans und Hemd – und mit feuchten Händen vor lauter Aufregung. Denn manchmal sind die Pop-Agenten wirklich ein erster Schritt in Richtung Charts. Die Band Mia („Hungriges Herz“) zum Beispiel – hat einmal die Demo-Ecke gewonnen und ist danach durchgestartet. „Die Pop-Agenten waren einer unserer ersten Wettbewerbe, die wir gewonnen haben“, sagt Sängerin Mieze, „sie haben einen großen Anteil an unserem Erfolg.“ Gleiches gilt für den Rapper P.R. Kantate („Görli, Görli“), die Pop-Gruppe Wir sind Helden („Denkmal“) und Rapper M.O.R. – die alle zuerst bei den Pop-Agenten liefen.

Spallek und Stührmann heißen senderintern längst „Kundschafter“ und sind stolz darauf. „Das ist eine sehr sinnvolle Sendung und wie viele wirklich sinnvolle Sendungen gibt es eigentlich im Radio?“, fragt Stührman. Für Fritz-Musikchef Ernst-Christian Zander sind die Pop- Agenten längst Pflichtprogramm am Sonntagabend: „Es kommt immer öfter vor, dass wir Songs von den Pop-Agenten in unser Hauptprogramm nehmen.“

Am Tag des Rostocker Konzerts von Zirkulardynamik lief übrigens einer ihrer Songs in der Demo-Ecke der Pop-Agenten. Und er hat gewonnen. Jetzt war die Band in der Sendung. Ein Plattenmanager hat noch nicht angerufen – aber die Stimmung ist wieder gut.

Für die „Demo-Ecke“ kann jede Band eine CD einschicken. Adresse: Die Popagenten bei FRITZ, Postfach 909000, 14439 Potsdam

Juris Lempfert

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