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Berlin: Die Fremdsprachenreform kommt

Englisch, Russisch oder Französisch ab Klasse 3 / Im Ostteil aber fehlen die LehrerVON REGINA MÖNCH BERLIN.Vom kommenden Schuljahr an dürfen Berliner Grundschulen Fremdsprachenunterricht bereits ab Klasse 3 anbieten.

Englisch, Russisch oder Französisch ab Klasse 3 / Im Ostteil aber fehlen die LehrerVON REGINA MÖNCH BERLIN.Vom kommenden Schuljahr an dürfen Berliner Grundschulen Fremdsprachenunterricht bereits ab Klasse 3 anbieten.Schulsenatorin Ingrid Stahmer stellte gestern das im Frühjahr angekündigte Reformkonzept vor.Danach können die Schulkonferenzen bis Februar entscheiden, ob sie in den Versuch einsteigen wollen.Zusätzliche Sprachlehrer aber werden nicht eingestellt.Grundschulen des Ostteils dürften damit benachteiligt sein, weil die Lehrer dafür fehlen. Rein statistisch gesehen, sagte Stahmers Grundschulexperte Sommerlatte, gebe es in Berlin genügend Lehrer mit der entsprechenden Ausbildung.Schwierig wird nur, sie dort zu haben, wo sie dann gebraucht werden.Im Ostteil wurde bis 1991 Russisch als erste Fremdsprache unterrichtet.Die Lücken für das Französisch- und Englischangebot aufzufüllen, war ohnehin schwierig - die Schulverwaltung stellt nun in Aussicht, das Problem mit Versetzungen von Lehrern und Weiterbildung zu mindern. Vor allem die Universitäten hatten den Plan kritisiert, den frühen Fremdsprachenunterricht zum Nulltarif einführen zu wollen.Der Englisch-Unterricht in den Klassen 5 und 6, warnte FU-Professor Dieter Mindt, werde im Ostteil zum Teil von Lehrern erteilt, denen die elementaren Kenntnisse dafür fehlten.Gutausgebildete junge Fachlehrer aber stünden auf der Straße.Das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung hatte zudem kürzlich in einer Schulleistungsstudie darauf hingewiesen, daß auch der Englisch-Unterricht im Westteil nicht auf der Höhe der Zeit sei.Die Wissenschaftler untersuchten 1992 die Leistungen in Mathematik und Englisch in 7.Klassen in Nordrhein-Westfalen und West-Berlin (der Osten wurde wegen der schwierigen Umbruchsituation nicht berücksichtigt).Fazit: Während Berliner Schüler in Mathe gegenüber NRW einen Vorsprung von einem Schuljahr hatten, lagen sie mit ihren Englisch-Kenntnissen fast anderthalb Schuljahre zurück.Ob dies auch darauf zurückzuführen ist, daß Grundschul-Englisch häufig nicht von Fachlehrern unterrichtet wird, blieb eine Vermutung, da es nicht untersucht wurde. Vor allem Grundschullehrer, deren Wahlfach Englisch ist, und sogenannte Neigungslehrer sollen jetzt auch die zusätzlichen Stunden übernehmen.Das Konzept sieht außerdem vor, daß Schulen wählen können, woher sie die vorgesehenen zwei Wochenstunden nehmen.Sie können vom 45-Minuten-Takt abweichen oder die Fremdsprache in andere Stunden wie zum Beispiel Musik, Sachkunde, Kunst integrieren.Sie könnten aber auch beantragen, andere Fächer weniger zu unterrichten.Die Berliner Reform sieht keinen systematischen frühen Sprachunterricht vor, sondern setzt auf Kommunikation."Phonetisch gute Aussprache und perfekte Didaktik sollen Schwerpunkt sein", sagte die Senatorin gestern.Das Institut für Lehrerfort- und Weiterbildung werde ab Februar Kurse dafür anbieten, die Schulbuchverlage hielten Materialien bereit. Die finanzielle Ausstattung, um Fremdsprachen so früh von sofort an in der ganzen Stadt anzubieten, fehlt - daran ließ die Schulsenatorin keinen Zweifel.Allerdings hätten auch die Bundesländer Hessen und Hamburg ein ähnliches Projekt in zwei Phasen umgesetzt.Die Berliner Einführungsphase soll nach Plänen der Verwaltung etwa zur Jahrtausendwende enden.Ab 2001 werden Französisch, Englisch und Russisch ab Klasse 3 zum Regelangebot gehören.Stahmer hofft, daß dann die große Zahl von Pensionierungen erlaube, auch junge Fachlehrer neu einzustellen.

REGINA MÖNCH

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