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Berlin: Die Freunde der Deutschen Kinemathek jetzt im Sony-Center

Die Rückenlehnen sind montiert, die Sitzpolster aber nicht. So stehen die 78 schwarzen Ledersessel nutzlos da.

Die Rückenlehnen sind montiert, die Sitzpolster aber nicht. So stehen die 78 schwarzen Ledersessel nutzlos da. Noch klemmen die Polster zwischen den Armlehnen, aber immerhin, sie sind mittlerweile da. Birgit Kohler ist erleichtert. Sie ist eine der drei Kinoleiterinnen des Arsenal und schaut auf der Baustelle nach dem rechten. Die Heimstatt der Freunde der Deutschen Kinemathek ist ins neue Filmhaus im Sony-Center gezogen, am Himmelfahrtstag ist Eröffnung. Bis dahin ist aber noch viel zu tun.

Zwei Säle hat das neue Arsenal, und im kleinen, 78 Zuschauer fassenden Kino, fehlen nicht nur die Sitzpolster der Sessel. Im Vorführraum, wo die bewährten Projektionsmaschinen aus dem alten Arsenal wieder eingebaut werden, herrscht hektische Betriebsamkeit. Nicht anders ist es im großen Kino. Hier sind die Sessel rot, dafür die Wände schwarz und die Leinwand ist noch nicht durch einen Vorhang verhüllt. Aber im Vorführraum ist inzwischen fast alles klar.

"Wir haben beim Interieur wieder auf die klassischen Arsenal-Farben zurückgegriffen", erklärt Birgit Kohler. Also schwarz, grau und rot in Variationen. Vor drei Monaten haben die Freunde der Deutschen Kinemathek ihre traditionelle Spielstätte in der Schöneberger Welserstraße aufgegeben, jetzt ist es dringend Zeit für die Eröffnung am neuen Ort. "Drei Monate sind die äußerste Grenze, um eine Kino zu schließen", sagt Birgit Kohler, "sonst gerät es ins Vergessen." Außerdem stehen fast traditionell im Juni das jüdische Filmfestival auf dem Programm. Eine Verschiebung? Kommt nicht in Frage, sagt die Kinomacherin.

Damit die Erinnerungen an das alte Arsenal wach bleiben, hängt auch wieder ein beleuchteter Programmanzeiger über dem Eingang zum Kino: eine Neuanfertigung, aber die exakte Kopie des Exemplars aus der Welserstraße. Von der Straße aus ist er indes nicht zu sehen, wie ohnehin kaum etwas darauf hindeutet, dass sich hinter der glatten und metallenen Fassade des Filmhauses ein Kino mit ambitioniertem Programm im Keller befindet. Schaukästen mit Filmplakaten wird es nicht geben, auch das Foyer - das nüchtern zu nennen ein blumige Übertreibung wäre - ist nicht gerade das, was sich Cineasten als warme Empfangsatmosphäre wünschen: graue Wände, gläserne Fahrstühle, schwarze Metallstreben.

Birgit Kohler ist trotzdem froh über den neuen Standort. Sicherlich werde es Hardliner geben, die es kategorisch ablehnen werden, einen Fuß in das neue Kino zu setzen, allein, weil es am Potsdamer Platz steht: "Aber der neue Standort ist auch eine große Chance für uns, neues Publikum zu gewinnen." Birgit Kohler denkt an Laufkundschaft, die in der beschaulichen Welserstraße so gut wie nie vorbeikam, "und Touristen." Programmlich werde sich jedoch nichts ändern. Das wird auch mit den Filmen des Eröffnungstages klar gemacht. Ab 21 Uhr läuft im großen Haus der Film "Arsenal" von Alexander Dowshenko von 1928. Er gab dem Kino seinen Namen. Im kleinen Kino läuft zeitversetzt Eunice Martins "Around the World in 80 Days" von 1958.

Berührungsängste mit dem Popcorn-Kino haben die Freunde der Deutschen Kinemathek jedoch nicht. Das ist auch gut so, sonst wäre ihnen ihre neue Nachbarschaft schlecht bekommen. Eine Tür weiter öffnet sich nämlich das ungleich opulentere Foyer des Cine-Star-Multiplex-Kinos mit seinen acht Sälen und 2400 Sitzplätzen. Hier laufen die aktuellen Kassenhits viermal am Tag. Ob allerdings ein Schlendern vom Multiplex-Foyer zum Arsenal-Eingang - beides auf Sichtweite - möglich sein wird, ist noch nicht klar. Praktisch wäre das aber schon, denn im Cine-Star lockt eine hübsche Bar zum Aprés-Geplauder nach der Vorstellung.

Angesichts der Bauarbeiten wiederholt Birgit Kohler, was schon auf der Einladung der Frende der Deutschen Kinemathek steht: in den ersten Tagen ist das Arsenal ein "work in progress". Soll heißen: nicht komplett fertig. Das wird schon bei der Ausstattung deutlich. Im großen Saal ist für die Projektion des Stummfilms technisch alles vorbereitet. Nur das Klavier fehlt. "Das steht noch im alten Arsenal", erklärt Birgit Kohler, "das werden wir wohl erst am Donnerstagnachmittag hierher wuchten können."Der Eingang zum neuen Arsenal befindet sich an der Potsdamer Straße 2. Telefon: 269 55 100. Eröffnung morgen ab 19 Uhr mit einem Sektempfang, anschließend beginnen die Vorstellungen. Der Eintritt ist frei.

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