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Berlin: Die Freundin des Kumpels: eine Gemeinsamkeit zuviel?

Als es lichterloh brannte, stand Richard L. in der Nähe der Laube seines Kumpels und weinte.

Als es lichterloh brannte, stand Richard L. in der Nähe der Laube seines Kumpels und weinte. Er half noch beim Löschen, doch für den 37-jährigen Axel T. kam jede Hilfe zu spät. Wusste der tränenüberströmte Gerüstbauer L. damals ganz genau, dass nicht die letzte Zigarette seines Freundes zu dem Brand geführt hatte? Seit gestern muss er sich wegen Mordes und schwerer Brandstiftung vor dem Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er Brennspiritus in der Laube verteilte, um den schlafenden Axel T. zu töten.

Richard L. ist ein Mann mit breiten Schultern und kräftigen Fäusten. Wenn er Zoff mit jemandem habe, dann schlage er schon mal zu, gestand er im Prozess. "Aber mit dem Feuer und dem Mord habe ich nichts zu tun, wir waren doch Kumpels", beteuerte der Angeklagte. Ob er denn bei dem Feuerdrama am frühen Morgen des 23. Juli tatsächlich geweint habe, wollte der Richter wissen. Als wäre es ihm, dem hartgesottenen Mann vom Bau, peinlich, sagte L. leise: "Ja, habe ich, er war doch mein Freund."

Vor zweieinhalb Jahren hatten sich Richard L. und Axel T. kennen gelernt. Sie nannten sich "Ostbacke" und "Westbacke". Die Gartenlaube "Wilhelmstrand" in Oberschöneweide war ihr Domizil - bei gemeinsamen Zechtouren. Richard L., der keinen festen Wohnsitz hatte, durfte auf dem Grundstück seinen Wohnwagen aufstellen. Sein Kumpel, der als Aushilfskoch arbeitete, sei lebenslustig und hilfsbereit gewesen, sagte der Angeklagte. Axel T. sei ein "guter Kerl" gewesen, "und ich bin es eigentlich auch". Es habe zwischen ihnen "absolut keinen Streit" gegeben.

Doch zwischen den beiden soll es eine Gemeinsamkeit zu viel gegeben haben: Die Frau, mit der Richard L. in den letzten Jahren sehr eng und das Opfer seit etwa zwanzig Jahren zumindest kumpelartig befreundet war. L. soll eifersüchtig geworden sein, weil seine Freundin mit ihrem "alten Bekannten" T. beispielsweise nachts zum Angeln ging. Zudem wurden an der Kleidung des Angeklagten Spiritusspuren festgestellt. "Ich war es aber nicht, da muss ein Verrückter in der Kolonie rumgerannt sein", versicherte L. noch einmal. Kurz nach Mitternacht hätten sie noch eine Zigarette geraucht. Vier Stunden später sei er aufgewacht von Rufen wie "wo ist Wasser". Am Mittwoch wird der Indizienprozess fortgesetzt.

Kerstin Gehrke

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