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Berlin: Die Friedrichshainer Hauptbibliothek wird nach zehn Jahren Planung eröffnet

Nach einer langen Geschichte von Pannen und Verzögerungen hat der Ärger um die Friedrichshainer Hauptbibliothek nun ein Ende: Am kommenden Sonnabend von 9.30 Uhr an werden die ersten Leser zu einem bunten "Schnuppertag" in der Grünberger Straße 54 erwartet.

Nach einer langen Geschichte von Pannen und Verzögerungen hat der Ärger um die Friedrichshainer Hauptbibliothek nun ein Ende: Am kommenden Sonnabend von 9.30 Uhr an werden die ersten Leser zu einem bunten "Schnuppertag" in der Grünberger Straße 54 erwartet. Auf fast 3000 Quadratmetern fasst die neue Bibliothek die Bestände verschiedener, zum Teil provisorischer Stadtteilbüchereien nun zusammen.

Nach der Fusion mit Kreuzberg im kommenden Jahr soll sie zur einzigen Hauptbibliothek des neuen Bezirks werden - eine Schließung der bisherigen Kreuzberger Hauptbibliothek in der Adalbertstraße ist aber deswegen nicht geplant: "Für die Leser dort ändert sich nichts", versichert der Friedrichshainer Kultur- und Bildungsstadtrat Dieter Hildebrandt. Eine Verlagerung von Beständen in die Grünberger Straße komme nicht in Betracht. Trotzdem werde darüber diskutiert, in der Adalbertstraße einen thematischen Schwerpunkt einzurichten.

Bis zur Wende befand sich die Friedrichshainer Hauptbibliothek in einem Hochhaus an der Mollstraße, das aber wegen Baumängeln geräumt werden musste. Ursprünglich sollte die Bibliothek hier wieder einziehen, doch der Investor hielt sich nicht an die Absprachen mit dem Bezirk und meldete 1996 Konkurs an. Ein Großteil des Bücherbestandes lagerte daraufhin über Jahre hinweg in den feuchten und ungeheizten Räumen einer ehemaligen Kita. 1996 fiel dann endlich die Entscheidung für ein Gebäude in der Pettenkofer Straße - doch auch diese Entscheidung erwies sich als glücklos. 33 Millionen Mark wollte die Akzente GmbH hier in einen Neubau investieren, geriet aber bald ebenfalls in finanzielle Schwierigkeiten. Der Mietvertrag für die Grünberger Straße wurde unterschrieben, um bis zur Klärung der Bibliothek wenigstens provisorisch ein Zuhause zu geben; der Vertrag ist darum auf zunächst drei Jahre befristet. Stadtrat Hildebrandt hofft jetzt aber, dass nach dem endgültigen Scheitern der Baupläne in der Pettenkofer Straße die neue Bibliothek "keine Übergangslösung mehr ist." Für weitere sieben Jahre habe man zumindest eine Option auf Verlängerung des Mietvertrages.

In den neuen Räumlichkeiten werden neben Büchern unter anderem auch Noten und Schallplatten verliehen. Die Friedrichshainer "Phonothek" verfügte zu DDR-Zeiten über die größte Berliner Schallplattensammlung, "und die Nachfrage steigt wieder", sagt Bibliotheksamtsleiterin Doris Krause. Eine Neuheit sind hingegen die beiden Internet-Computer, die per Münzeinwurf genutzt werden können. Bibliotheksamtsleiterin Krause hätte sich zwar mehr von diesen Arbeitsplätzen, an denen eine Stunde Surfen fünf Mark kostet, gewünscht: "Zwei sind für so eine große Bibliothek eigentlich zuwenig." Doch die Pläne scheiterten am Etat. Der Bezirk hat zwar insgesamt 1,2 Millionen Mark in die Erstausstattung der Bibliothek mit Regalen, Sitzecken und ähnlichem investiert - für weitere Computer reichte das Geld aber nicht. Die hellen und freundlichen Räumlichkeiten der neuen Hauptbibliothek können auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei der Neuanschaffung von Büchern vor allem auf die Vorgaben des Rotstifts geachtet werden muss: Der ermittelte Bedarf im gesamten Bezirk betrug zwar rund 350 000 Mark, wegen der pauschalen Kürzungen des Senats steht jedoch im laufenden Jahr nur ein Etat von 150 000 Mark zur Verfügung.

Johannes Metzler

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