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Berlin: Die Galeristin Petra Kujau öffnet mit ihrem prominenten Onkel Konrad die "Galerie Kujau" in Rudow

Konrad Kujaus Kunden können sich nie sicher sein, unterhalten werden sie aber garantiert. Bei der Eröffnung des Weimarer Gartenhauses beispielsweise stellte der Fälscher den anwesenden Ministern seine 25-jährige Galeristin als die "Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Enkelin" des Dichterfürsten Goethe vor - und zog gleich den "Super-Stammbaum" aus dem Gepäck.

Konrad Kujaus Kunden können sich nie sicher sein, unterhalten werden sie aber garantiert. Bei der Eröffnung des Weimarer Gartenhauses beispielsweise stellte der Fälscher den anwesenden Ministern seine 25-jährige Galeristin als die "Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Enkelin" des Dichterfürsten Goethe vor - und zog gleich den "Super-Stammbaum" aus dem Gepäck. Nun eröffnet Kujau in Berlin ein zweites Haus. Die neue Galeristin nennt sich Petra Kujau, Nichte des Meisterfälschers. Wirklich echt? Die 33-Jährige windet sich im Sessel. "Naja, eigentlich die Großnichte", sagt sie. "Aber ich habe ihn schon immer Onkel genannt."

Kujau ist nicht das, was man einen normalen Künstler nennen würde. Und vielleicht zog er deshalb mit seiner "Galerie" auch nicht nach Mitte oder Kreuzberg. Eröffnung wird drei Tage lang ab Donnerstag jeweils von zehn Uhr an in Rudow gefeiert, in einer ländlich wirkenden Nebenstraße nahe dem Stadtrand. Das Einfamilienhaus hat die Nichte ausgesucht. "Ein Kujau braucht doch keine Lauflage." Wichtiger sei ihr gewesen, dass jeder Kujau-Kunde einen Parkplatz finde, und jeder Freund ein Gästebett. Die beiden anderen Zimmer im Privatbereich sind der Galeristin und dem Fälscher vorbehalten. "Mein Onkel will jetzt öfter nach Berlin kommen, vielleicht sogar seinen Hauptsitz hierher verlegen."

Zunächst einmal gibt Konrad Kujau bei der Vernissage den Gastgeber an der Neuhofer Straße. Rund 80 Bilder hängen auf den Fluren und in den Zimmern: Kujausche Klimts, Monéts, Boteros. Die reinen Kujaus dazwischen muten eher historisch an. Da sieht man beispielsweise in einem Dorf Bauern um den Maibaum tanzen. "Das Bild ist schon verkauft", sagt die Galeristin zufrieden. Die Preise bewegen sich zwischen 1500 und 13 000 Mark, der Großteil zwischen 3500 und 6000 Mark. Auf einem orientalischen Markt dürfte Petra Kujau bestens zurecht kommen. "Das mit den Preisen ist Verhandlungssache", sagt sie. Nicht ein Mal, sondern drei Mal.

Das Handwerk, sagt die frischgebackene Galeristin, habe sie nach dem Fall der Mauer von ihrem Onkel erlernt. Die Wende hatte der jungen Frau zunächst einen Haufen Probleme beschert: Die studierte Sängerin fand keinen Job, verlor wenig später ihren Lebensgefährten und stand mit zwei Kleinkindern - sie leben jetzt während der Woche bei den Großeltern - zunächst fast mittellos da. Der Kontakt zu dem prominenten Onkel sei dann immer enger geworden. Als Kujau 1995 in Stuttgart ein Restaurant eröffnete, half die Nichte hinter dem Tresen aus.

Kujau hatte, mit 20 Jahren aus Dresden in den Westen gelangt, einen Platz an der Kunstakademie in Stuttgart bekommen. Die Familie in Löbau verfolgte Kujaus Karriere vor allem über das West-Fernsehen. Als die Sache mit den Hitler-Tagebüchern herauskam, "haben wir uns alle auf die Schenkel geklopft". Kujaus Brüder und Schwestern wurden wenig später von der Stasi zum Verhör abgeholt, weil der Fälscher behauptet hatte, in der DDR auf die Tagebücher gestoßen zu sein. Wissenwertes konnten die Verwandten damals nicht berichten. "Mein Onkel hatte vorher nichts verraten." Hinterher plauderte der Mann dann offenbar umso mehr: In dem Film "Schtonk" sei die Realität noch weit untertrieben dargestellt, erklärt die Nichte. In Wirklichkeit habe sich die Geschichte "so verrückt" abgespielt, dass kein Mensch sie geglaubt hätte. Immerhin: Die Episode mit der Geliebten stimmt. "Das hat er mir verraten."

Eines ist sicher: Auf der Vernissage wird Kujau wieder einmal alles geben, um sein Publikum zu unterhalten. Wer also nicht kaufen will, kann gucken. Oder sich ein Bild bestellen: die "Mona Lisa", den "Mann mit dem Goldhelm" oder ein Familiengemälde in Öl. "Dazu muss man nur ein Foto mitbringen." Die Öffnungszeiten der "Galerie Kujau" gelten während der Vernissage als ausgehebelt. "Wenn noch abends um zehn jemand da ist, fälscht mein Onkel gerne noch ein paar Unterschriften", sagt die Kujau. Und lacht.Die "Galerie Kujau", Neuhofer Straße 97, hat dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr geöffnet, sonnabends von 10 bis 16 Uhr.

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