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Berlin: Die ganze Pracht der Schaufenster Jüdisches Museum zeigt die Kunst der Dekoration

Handtücher müssen nicht einfach nur Handtücher sein. Handtücher gerollt und symmetrisch aufeinandergestapelt, können ein Kunstwerk bilden.

Handtücher müssen nicht einfach nur Handtücher sein. Handtücher gerollt und symmetrisch aufeinandergestapelt, können ein Kunstwerk bilden. Mit dieser Entdeckung begann Anfang des 20. Jahrhunderts die Kunst der Schaufensterdekoration. Und aus simplem Einkaufen wurde eine neue Freizeitbeschäftigung: der Schaufensterbummel. Diesem Vergnügen kann man seit gestern auch im Jüdischen Museum nachgehen. „Die guten schönen Waren. Impressionen zur Kunst der Schaufensterdekorationen“ heißt eine neue kleine, feine Kabinettausstellung. Sie führt vor, wie sich das professionelle Schmücken und Präsentieren im KaDeWe in den vergangenen hundert Jahren entwickelt hat.

Die Besucher schauen in Guckkästen und staunen, dass sich der Innenraum des „Kaufhaus des Westens“ schon in den zwanziger Jahren in glitzernde Welten aus Silber und Kristall verwandelte. „Das hätte ich nicht gedacht, dass es so was damals gab“, sagt Ingrid Berg. Sie gehe oft und gerne ins Kaufhaus am Tauentzien, besonders der Dekorationen wegen. In die Ausstellung ist sie gekommen, „weil ich sehen wollte, wo die ihre Ideen für die Schaufenster herhaben“. Jetzt weiß sie es. „Aus der Geschichte!“

Andere Guckkästen illustrieren, wie die Schaufenster ab 1933 zum Propagandainstrument wurden: Man pries „Deutsche Weine aus deutschen Gauen“. Plakate vor dem Eingang riefen zum Boykott jüdischer Warenhäuser auf. Der jüdische Kaufmann Adolf Jandorf hatte das KaDeWe 1907 gegründet und 1927 an den jüdischen Unternehmer Hermann Tietz verkauft.

Drei junge Frauen aus Österreich sind übers Wochenende nach Berlin gekommen – und ins Jüdische Museum. „Wie doof, dass wir morgen schon wieder fahren müssen“, sagt eine, „nach der Ausstellung würden wir gerne mal im KaDeWe vorbeischauen.“ Immerhin schmecken konnten sie gestern das KaDeWe: Im Museumsgarten luden weiße Zelte zu Kaffee und Kuchen, Gebratenem und Champagner ein. Schade nur, dass es immer wieder in die Kaffeetassen regnete. clk

Die Ausstellung ist zu sehen bis 12. Oktober, täglich 10 bis 20, montags 10 bis 22 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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