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Berlin: Die ganze Welt in der Kulturbrauerei

Der Brasilianer Gustavo Gardini stellt in seinen „International Nights“ Länder und Kontinente vor

Er sitzt da und erzählt und erzählt und strahlt. Man sieht Gustavo Gardini an und weiß, da sitzt ein Mensch, dem seine Arbeit Spaß macht. Seit September ist der 26-jährige Brasilianer in Berlin und organisiert für die Mailänder Organisation Ubivis die „International Nights“ in der Kulturbrauerei. Ubivis bedeutet auf Lateinisch „wo du willst“: tanzen wo du willst, jemanden treffen, wo du willst.

Die Idee: Jeden Mittwoch ab 20 Uhr stellt sich ein Land vor, mit Essen, Kultur und Musik. Dann rücken die Botschaftsangehörigen des Landes an, das Büfett wird aufgebaut. Beim Jamaika-Abend hat die Botschafterin persönlich mit ihren Angestellten stundenlang in der Küche gestanden, um das Essen zu liefern, denn ein Restaurant mit jamaikanischen Spezialitäten gibt es in Berlin nicht. Für die Thailand-Nacht wurden in kleinen Lounges Massagen angeboten, die Südafrika-Nacht begann mit einer Videoprojektion von Bildern aus der Apartheid-Zeit. „Es geht uns nicht darum, Partys zu organisieren, sondern einen Einblick in die Kultur des Landes zu geben“, sagt Gustavo Gardini. Mexikanische Mariachis waren schon da, zum Brasilien-Abend kamen über 1000 Menschen. Es treffen sich Jung und Alt, Studenten, Diplomaten, Bundestagsabgeordnete.

„Kulturelles Brainstorming“ nennt Gustavo Gardini das. Nach einem Test im Dezember 2003 ist die Abendreihe am 28. Januar 2004 angelaufen. „Es ist unglaublich“, sagt der Brasilianer, „wie viele unterschiedliche Menschen man in so kurzer Zeit kennen lernen kann!“ Er hat Ubivis in Mailand kennen gelernt. Dort hat die Oranisation 100000 Personen auf dem Verteiler. Jede Woche werden sie per E-Mail auf Veranstaltungen hingewiesen. Wenn die eigene Nation an der Reihe ist, steht in der Mail, dass Helfer immer willkommen sind. Gustavo half beim Brasilien-Abend und wurde ins Team aufgenommen. Im September 2003 landete der Student in Umweltmanagement nur mit einem Laptop ausgerüstet in Berlin. Ziel: Innerhalb von drei Monaten das Konzept in Berlin testen. Zum Studieren ist der Brasilianer seitdem aber nicht mehr gekommen.

„Für die International Nights“, sagt er, „ist Berlin wundervoll geeignet, weil so viele Kulturen koexistieren.“ In Italien richten sich die Veranstaltungen mehr an Studenten der internationalen Austauschprogramme. In Berlin ist die Zielgruppe: „alle von 18 bis 80 Jahre“. Daher arbeitet Gustavo Gardini eng mit den Kulturabteilungen der Botschaften, den internationalen Büros der Universitäten und internationalen Netzwerken wie „Das Corps“ oder „Berliner Networking“ zusammen.

Ende Juli machen die internationalen Nächte bis etwa Ende September Sommerpause. Bis dahin finden die Veranstaltungen im zwei-Wochen-Takt statt. Die letzte International Night des Semesters ist vom 14. auf den 28. Juli ins größere Quartier 205 verlegt worden. „Er werden viele Menschen kommen. Für die ausländischen Studenten ist es oft die letzte Möglichkeit, sich vor der Abreise zu sehen“, sagt Gustavo Gardini.

Für ihn ist das erst der Anfang. Er möchte ein europäisches Netzwerk Internationaler Nächte aufbauen. Wenn der Trubel sich etwas gelegt hat, will Gustavo Gardini fertig studieren und promovieren. „Ich wünsche mir, irgendwann mit viel Geld zurück nach Brasilien fahren zu können, um dort etwas zu bewegen.“ Den Traum bewahrt er sich ganz bewusst. „Denn Träume“, sagt er, „machen uns leben.“

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