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Berlin: Die GEW wehrt sich gegen Erhöhung der Lehrerarbeitszeit

Neues Jahr, alte Probleme: Für 373 000 Schüler beginnt heute nach dem Ende der Weihnachtsferien wieder der Unterricht, doch die Schulen kämpfen auch nach dem Jahreswechsel mit den alten Schwierigkeiten. Zum einen gibt es weiterhin Unterrichtsausfall, zum anderen wissen Eltern, Lehrer und Schüler, dass sich 2000 einiges ändert.

Neues Jahr, alte Probleme: Für 373 000 Schüler beginnt heute nach dem Ende der Weihnachtsferien wieder der Unterricht, doch die Schulen kämpfen auch nach dem Jahreswechsel mit den alten Schwierigkeiten. Zum einen gibt es weiterhin Unterrichtsausfall, zum anderen wissen Eltern, Lehrer und Schüler, dass sich 2000 einiges ändert. Auch einige "heilige Kühe" stehen zur Disposition. Schulsenator Klaus Böger kündigte im Tagesspiegel-Interview an, die Arbeitszeit der Lehrer zu überprüfen. Eine Pflichtstundenerhöhung schließt er nicht aus.

Die GEW ist auf alles gefasst. "Ich stehe unter Spannung", sagte GEW-Chef Ulrich Thöne gestern und kündigte an, dass eine Arbeitszeiterhöhung "eher Kampf als Qualität" bringen werde. Hoffnung schöpft er nur aus Bögers Ankündigung, die jetzige Stellenzahl halten zu wollen. Aber reicht das aus? Auch Landesschulrat Hansjürgen Pokall ist skeptisch. "Wenn wir weiter entwickeln wollen, was wir vor hatten, reicht die Stellenzahl nicht", sagt er und nennt als Beispiel die zusätzlichen drei Wochenstunden für die zweiten Klassen. "Woher sollen die benötigten 150 Stellen kommen?", fragt er.

Tatsache ist, dass Berlins Lehrer immer noch etwas weniger Pflichtstunden zu leisten haben als die meisten Kollegen in den anderen Bundesländern. Im Rahmen der Diskussionen über den Länderfinanzausgleich wird dieser Ausstattungsvorsprung Berlins wieder auf die Tagesordnung kommen. GEW-Sprecherin Sigrid Baumgardt verweist allerdings darauf, dass es Berlins Lehrer zum Teil mit größeren Klassen zu tun haben. Auch bringe der Ballungsraum zusätzliche Probleme. Deshalb werde eine Pflichtstundenerhöhung nicht nur einen erhöhten Krankenstand mit sich bringen sondern auch die dringend notwendige Qualitätsdiskussion im Schulwesen blockieren.

Als Alternative zur Pflichtstundenerhöhung wird weiterhin die Einführung fester Präsenzzeiten diskutiert, während derer die Pädagogen vertreten, beraten, betreuen und Unterricht vorbereiten sollen. "Lächerlich", sagt dazu die Vorsitzende des Verbandes der Lehrer an Wirtschaftsschulen, Roswitha Mätzig-Wurm. Für 133 Lehrer stünde an ihrer Schule nur ein einziger Computer zur Verfügung. "Wie sollen da die Lehrer irgend etwas vorbereiten?", fragt sie genervt.

Ihr Kollege Klaus Gehrmann hat noch ganz andere Probleme. Als Leiter des Oberstufenzentrums Banken und Versicherungen erwartet er den heutigen Schulbeginn mit besonderer Sorge: Schon jetzt hat er in seinem Kollegium drei lang- und sechs kurzfristig Erkrankte. Selbst wenn keine weiteren Ausfälle hinzukommen, kann er den Unterrichtsbedarf nicht abdecken.

"Der Unterrichtsausfall ist nach wie vor sehr dramatisch", lautet auch die Einschätzung der Vorsitzenden des Landesschulbeirats, Elisabeth Willkomm. Allerdings sei es schwierig, Einzelheiten in Erfahrung zu bringen, da die Schulleiter "einen Maulkorb" bekommen hätten. Die Schulverwaltung verhalte sich "sehr restriktiv", wenn Schulleiter mit ihren Problemen an die Öffentlichkeit gingen, bedauert Willkomm. Ob die krassesten Fälle von Unterrichtsausfall inzwischen behoben werden konnten, wie etwa an der Fontane-Oberschule und 1. Hauptschule Hellersdorf, war gestern in der Senatsschulverwaltung nicht zu erfahren. Etwa 200 Umsetzungen sollen im Februar erfolgen, um die Lehrer besser zu verteilen.Das Thema "Arbeitszeiten für Lehrer" im Internet: www.meinberlin.de/forum

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