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Berlin: Die Gratis-Pille ist zu wenigen bekannt Immer mehr Mädchen treiben in Berlin ab

Unkenntnis oder einfach Sorglosigkeit bei der Liebe? Die Statistik der TechnikerKrankenkasse zum starken Anstieg von Schwangerschaftsabbrüchen bei Mädchen und jungen Frauen unter 20 Jahren hat auch Sexualberater und Frauenärzte überrascht und veranlasst, nach Erklärungen zu suchen.

Unkenntnis oder einfach Sorglosigkeit bei der Liebe? Die Statistik der TechnikerKrankenkasse zum starken Anstieg von Schwangerschaftsabbrüchen bei Mädchen und jungen Frauen unter 20 Jahren hat auch Sexualberater und Frauenärzte überrascht und veranlasst, nach Erklärungen zu suchen. Wie berichtet, nahm die Zahl der Abtreibungen in der genannten Altersgruppe in den letzten acht Jahren in Berlin um die Hälfte zu; 1996 gab es 934 Eingriffe, 2004 rund 1400. Das sind doppelt so viele Abbrüche bei unter 20-Jährigen als im Bundesdurchschnitt.

Einig sind sich die Fachleute, „dass besonders die jüngeren Jahrgänge zwischen 14 und 16 heute auffällig häufiger Sex haben als noch vor zehn Jahren“, so Marita Völker-Albert von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. So hatten 1994 bundesweit knapp 30 Prozent aller 16-jährigen Mädchen erste sexuelle Erfahrungen, 2001 waren es mehr als 40 Prozent. In Großstädten ist der Anstieg sogar noch etwas stärker. Der Sexualkundeunterricht beginne deshalb schon in Grundschulklassen und behandele „umfassend alle Verhütungsfragen“, versichert man in der Senatsschulverwaltung.

Doch Wissen alleine reicht aus Sicht von Pro-Familia-Beraterin Petra Winkler nicht aus, „um erste Liebessituationen zu bewältigen“. Keiner realisiere, dass es so schnell passieren kann. „Keiner traut sich, über Verhütung zu sprechen.“ Außerdem ist die Aufmerksamkeit im Fach Sexualkunde offenbar keineswegs so hoch, wie erhofft. Denn die Krankenkassen und der Berufsverband der Gynäkologen stellen bei Mädchen übereinstimmend Wissenslücken fest. So hätten Teenager oft keine Ahnung, dass ihnen die Pille und andere Verhütungsmittel, außer Kondome, bis zum 20. Lebensjahr gratis verschrieben werden und sie dies sogar zu Hause verheimlichen können. Frauenarzt Gerd Merder aus Mitte: „Der Gynäkologe hat auch gegenüber Eltern eine Schweigepflicht.“ Überdies scheuten Mädchen den Gang zum Arzt, weil ihnen eine genitale Untersuchung peinlich ist. Aber das könne man ihnen ersparen. „Zum Verschreiben der Pille reicht ein Ultraschall-Check.“ CS

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