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Berlin: Die guten Fluten

Der Sommer ist gekommen, also: Auf zum See! – Wo es die schönsten Badestellen gibt

Das wurde aber auch Zeit: Zehen in den Sand bohren und glücklich sein. Im Sommer ist einfach alles schön. Und besonders schön ist es am See. Wenn das Wasser an den Füßen plätschert, und die Sonne auf den Kopf brennt.

An lauschigen Orten für dererlei Vergnügen mangelt es in der Region nicht. Allein in Brandenburg etwa 3000 Seen. Und auch Berlin muss sich nicht verstecken. In keiner Stadt kann man so gut baden gehen wie hier (und das ist nicht sprichwörtlich gemeint). Zwar sind die meisten Flüsse tabu, dafür darf man aber in alle Seen eintauchen. Die sind so sauber wie noch nie in diesem Jahr, wie der Verein für Umwelt und Naturschutz (BUND) bestätigt – für das Naturgefühl muss man sich nur noch Autobahn und Flugzeuge wegdenken. Wo man sich in Berlin das beste Seegefühl abholt? Das kommt ganz darauf an.

Da wäre der Wannsee, der Klassiker unter den Badeseen. Schwimmen, Sonnen, Ballspielen, hier kann man all das machen, was man in der Stadt zu wenig macht. Gut geeignet für Besuch von außerhalb, und noch besser, wenn man sich vorher ein paar Fakten über das Bad angeeignet hat: 1907 wurde es als Familienbad eröffnet, in den 30ern war es den Nazis erst wegen des freizügigen Verhaltens der Badegäste ein Dorn im Auge, doch ab 1942 wurde dort dann das Nacktbaden erlaubt. Mit seinem 1275 Meter langen künstlichen Sandstrand ist das Wannseebad das wahrscheinlich größte Binnengewässerbad Europas.

Für Romantiker eignet sich der Liepnitzsee. Das Ufer ist grün und dicht bewachsen, nur hier und dort sind kleine Badestellen, und in der Mitte liegt eine kleine Insel, der Große Werder, auf die man mit einer Fähre oder schwimmend gelangt. Dort kann man sein Bier in der Inselklause trinken, unter Kastanien und Linden, die schon vor 150 Jahren dort standen. Und wer zufällig gerade ein Zelt dabei hat, könnte auch gleich die ganze Nacht dableiben (muss er nur vorher mit dem Fährmann absprechen) und im Morgengrauen sein erstes Bad nehmen. Aber eigentlich kann man die Insel auch einfach von weitem betrachten, von einem der Holzstege, die von Schilf umgeben ins Wasser ragen und auf denen die Menschen in der Sonne dösen. Und kein Radioschlager stört die Tagträume.

Für eher nüchterne Menschen könnte der Tegeler See geeignet sein. Von seinem Handtuch aus hat man einen wunderschönen Blick: auf die Flugzeuge.

Und wer Kultur wünscht, dem wäre zum Beispiel ein Ausflug nach Potsdam empfohlen. Man schlendere durch den Lenné-Park und tauche irgendwann gepflegt ins Wasser. Ganz ohne Pommes und Eispapier an den Füßen.

Man sieht, Berlin hat für alle was. Auch die Freunde der Freikörperkultur haben es nicht schwer ein Plätzchen zu finden. Denn das Nacktbaden hat in Berlin Tradition. Schon um 1900 begann man hier damit „schwedisch“ zu baden. 1913 gab es über 50 Nacktkulturvereine, sieben Jahre später den ersten Nacktbadestrand – allerdings auf der Nordseeinsel Sylt. In der DDR war FKK dann sehr beliebt und heute haben sich auch viele Westdeutsche daran gewöhnt. Viel unausweichlicher sind allerdings nach wie vor: Sonnenbrand, klebrige Finger und Algenschlamm an den Füßen. Das gehört zu einem richtigen Tag am Badesee einfach dazu.

Übrigens, falls uns der Sommer doch noch wieder im Stich lässt. Bei Regen im Strandkorb sitzen ist eigentlich am Romantischsten.

Johanna Lühr

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