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Berlin: Die Helfer wissen selbst kaum noch weiter

Ein Beispiel: Nachbarschaftsheim Neukölln in Finanznot

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Wolfgang Leppin leitet das Nachbarschaftsheim Neukölln, doch allmählich geht ihm das Geld aus. Seit Jahren werden die staatlichen Zuschüsse für soziale Projekte gekürzt. Mal um zwei, mal um fünf Prozent. Ab 2004 sogar um 13 Prozent. „Wir versuchen trotzdem, unser breit gefächertes Angebot aufrecht zu erhalten“, sagt Leppin. Aber jetzt muss er vielleicht zum ersten Mal langjährigen Mitarbeitern kündigen. „Anderen freien Trägern geht es noch schlechter; die müssen ihre Einrichtungen sogar schließen.“

Das Nachbarschaftsheim Neukölln ist ein gemeinnütziger Verein, der seit 1947 Kindern und Jugendlichen, Familien und Alten durchs Leben hilft. Der Verein betreibt eine Kindertagesstätte, hilft straffälligen Jugendlichen in der Werkstatt „Stattknast“, bietet Krabbelgruppen und eine Familienberatung an, spielt und bastelt mit Kindern im „Kiezcafé“ und betreibt ein Zentrum zur Beratung von Selbsthilfegruppen für körperlich und psychisch Kranke. Einmal in der Woche trifft sich die Seniorengruppe. Fußball- und Tischtennisturniere werden organisiert.

Dafür wurden – aus dem Topf der Sozialverwaltung „zur Bildung und Förderung von Stadtteilzentren“ – 2002 rund 220000 Euro überwiesen. Die Kita und ein deutsch-türkisches Integrationsprojekt werden aus anderen Quellen finanziert. Für die Verteilung der Senatsgelder ist der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband (DPW) zuständig, mit dem der Senat einen Fördervertrag für die Stadtteilzentren abgeschlossen hat. In diesem Jahr kürzte der DPW dem Nachbarschaftsheim die Zuschüsse um 30000 Euro. „Aus mir unverständlichen Gründen“, sagt Leppin. Im nächsten Jahr werden dem Neuköllner Verein auch nur noch etwa 190000 Euro zur Verfügung stehen.

Erschwerend kommt hinzu, dass eine der 16 Mitarbeiterinnen aus dem Erziehungsurlaub zurückgekommen ist, was die Personalkosten sprunghaft um 20000 Euro erhöhte. „Ich springe nur noch im Dreieck; wie die Geschäftsführer anderer Nachbarschaftsheime auch“, sagt Leppin. Die Lage sei dramatisch. Drei Stellen wurden in den letzten Jahren schon gestrichen, um finanziell lebensfähig zu bleiben.

Die Forderung des Finanzsenators Thilo Sarrazin, dass alle freien Träger den Berliner Tarifabschluss für den öffentlichen Dienst übernehmen sollen, sei angesichts dessen noch das geringere Übel. Zehn Prozent weniger Arbeitszeit: „Das ist machbar, wir sind ja so flexibel.“ Acht bis zwölf Prozent weniger Gehalt: „Das könnte uns finanziell sogar weiter helfen.“ Aber nur dann, wenn der Verein die eingesparten Personalkosten behalten darf. „Will der Senat das Geld einkassieren?“, fragt Leppin. „Das wäre eine riesengroße Sauerei.“

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