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Berlin: Die Hilfe reicht bis auf die Andamanen

In der ganzen Stadt haben sich Projekte für die Flutgebiete etabliert. Bezirke begründen Partnerschaften, Experten beraten, Kitas sammeln

Knapp zwei Monate nach der Flutkatastrophe in Südasien haben sich in Berlin zahlreiche Hilfsprojekte für die Opfer des Tsunami etabliert. Die großen Wohlfahrtsverbände, einzelne Bezirke sowie kleinere Initiativen in der Stadt sind in den acht von der Flut betroffenen Ländern tätig. Dieses Bild ergab jetzt das erste Treffen zur Koordinierung der Berliner Fluthilfe beim Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) im Berliner Rathaus.

Zu den besonders engagierten Bezirken gehören Reinickendorf und Lichtenberg. Im nordwestlichen Bezirk begann die Unterstützung für Thailand, nachdem ein Reinickendorfer Ehepaar dort gerettet und in einem Krankenhaus behandelt wurde. Dadurch habe die Not ein Gesicht bekommen, sagte Bezirksbürgermeisterin Marlies Wanjura (CDU). Der Bezirk hat mit dem Malteser Hilfsdienst einen eigenen Runden Tisch begründet. Dort arbeite auch ein Reinickendorfer mit, der „16 Jahre lang dabei geholfen hat, die Kommunalpolitik in Thailand mit aufzubauen“, sagte Wanjura. Jetzt reise ein Abt des buddhistisch-thailändischen Vereins Berlin mit 77 Briefen von Schülern aus Reinickendorf in die Partnerregion, um sie dort an Schulen weiterzugeben.

Auch Lichtenberg hat eine eigene Aktion ins Leben gerufen. „Wir sammeln mit dem Verein Solidaritätsdienst, um Boote und Netze für Fischer in Südindien zu finanzieren“, sagte Bürgermeisterin Christina Emmrich (PDS). Sie appelliert an jeden Bürger im Bezirk, zwei Euro zu spenden – auf diese Summe sei sie nach Gesprächen mit Hartz IV-Empfängern gekommen, die sagten, sie wollten helfen, könnten aber nicht so viel geben. Die kleineren Beiträge vieler Initiativen überall in der Stadt „sind ein großes Potenzial“, sagt Berlins Integrationsbeauftragter Günter Piening. So liefert beispielsweise Unternehmer Wijerathna Storz-Vidanage von der Deutsch Sri Lankischen Partnerschaft nun erneut einen Container mit Sachspenden zu Waisenheimen nach Galle.

Dieter Neumann, Generalstaatsanwalt und Koordinator der Städtepartnerschaft Berlins mit Jakarta empfahl dem Hilfskomitee der Senatskanzlei, die Kompetenzen so genannter „Senior Experts“ zu nutzen, die – wie er selbst – die betroffenen Länder aus eigener Anschauung kennen. „Da können wir hier allein auf zwei frühere deutsche Botschafter in Jakarta zurückgreifen.“ Neumann regte zudem an, die vielen Selbstversorger in den betroffenen Ländern nicht aus den Augen zu verlieren, denen man schon mit geringen Beträgen helfen könne. „Bauern haben ihre Saat, Händler ihren Verkaufskarren verloren.“ An den Manager von Hertha-BSC, Dieter Hoeneß, gewandt, sagte Neumann, wenn „Hertha in einem Jahr in Indonesien ein Benefizfußballspiel machen würde, wäre das ein Riesenerfolg“. Die Mannschaft sei bei vielen Indonesiern mit Kontakten nach Deutschland beliebt.

Das Land Berlin ruft jetzt, wie berichtet, zugunsten der Aktion „Hilfebrücke Berlin-Südasien“ mit dem Roten Kreuz für den Wiederaufbau in der Region Teunom im Nordwesten Sumatras zu Spenden auf. Die Wiederaufbauarbeiten sollen im Mai beginnen. Hilfe aus Berlin erreicht unterdessen selbst fernste Gegenden: Die Evangelischen Kitas in Berlin, Brandenburg und der schlesischen Niederlausitz sammeln mit dem Diakonischen Werk für die Flutopfer auf den indischen Andamanen und Nicobaren.

Annette Kögel

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