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Berlin: „Die Hochschulen haben schon genug gespart“

DAS SAGEN DIE BETROFFENEN Alle wissen, dass Berlin sparen muss. Wo sehen Sie dazu Potenzial an den Hochschulen?

DAS SAGEN DIE BETROFFENEN

Alle wissen, dass Berlin sparen muss. Wo sehen Sie dazu Potenzial an den Hochschulen?

Wir haben in den vergangenen Jahren schon einen riesigen Sparbeitrag erbracht. Was Berlins Hochschulen abgebaut haben, entspricht umgerechnet einer großen Universität. Für die abgebauten Stellen bekommen die Hochschulen kein Geld mehr, müssen die Beschäftigten aber trotzdem weiter bezahlen, da diese nicht entlassen werden können. Folglich hat jede Universität schon jetzt eine Haushaltslücke im zweistelligen Millionenbereich. Deshalb tun wir uns mit weiteren Einschnitten schwer.

Wie kann man trotzdem noch sparen?

Nur wenn man auf Leistungen verzichtet und etwa Studiengänge schließt. Das würde aber für erhebliche Proteste sorgen; denn es sind hunderte von Menschen betroffen.

Wie viele Studienplätze muss die Hauptstadt denn unbedingt behalten?

Jetzt hat Berlin 85000 ausgebaute Studienplätze, auf denen mehr als 110000 Studenten studieren. Das ist das Minimum für die Hauptstadt einer der größten Industrienationen der Welt. Unsere gute Auslastung zeigt, dass wir für Studenten und Wissenschaftler attraktiv sind. Berlin muss daraus auch als Wirtschaftsstandort Kapital schlagen – mit Firmengründungen aus den Hochschulen heraus und dem Fachkräfteangebot, das Unternehmen anlockt. Eine andere Chance hat Berlin gar nicht; denn außer Wissenschaft und Tourismus hat es wenig vorzuweisen.

Kann man dann, wie Sarrazin meint, am besten bei den Geisteswissenschaften abbauen?

Naturwissenschaft und Technik brauchen auch die Geisteswissenschaften für eine qualifizierte Bildung. Außerdem kosten diese Studienplätze wenig. Wie die Plätze künftig über das Fächerspektrum verteilt werden, ist eine Schlüsselfrage.

Wie kommt es, dass Studienplätze in Berlin so teuer sind?

Sarrazins Zahleninterpretationen stimmen so nicht. Unsere Kosten pro Studierenden in der Regelstudienzeit oder pro Absolvent sind durchaus im Länderdurchschnitt. Andererseits hat Berlin die bundesweit größte Technische Universität. Studienplätze in Technik und Medizin, dem anderen Schwerpunkt, sind teuer. Aber gerade in der Technik werden in naher Zukunft hoch qualifizierte Arbeitskräfte fehlen. Will man da abbauen?

Was bedeutet es, wenn die Hochschulen jeden dritten Euro vom Landeszuschuss verlieren?

Die Schließung einer ganzen Universität!

Das Interview führte Bärbel Schubert.

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