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Berlin: Die italienischen Gelatieri sind nach Berlin zurückgekehrt

Nicht immer hatte Berlin die Nase vorn. Das erste Speiseeis in Deutschland gab es vor rund 200 Jahren im Hamburger Alsterpavillon als "Gefrorenes" - ein teures Vergnügen für Begüterte, denn der billige Rübenzucker war noch nicht verfügbar.

Nicht immer hatte Berlin die Nase vorn. Das erste Speiseeis in Deutschland gab es vor rund 200 Jahren im Hamburger Alsterpavillon als "Gefrorenes" - ein teures Vergnügen für Begüterte, denn der billige Rübenzucker war noch nicht verfügbar. Doch durchgesetzt wurde die süße Köstlichkeit nicht von Hamburgern, sondern von Italienern erst ein halbes Jahrhundert später. Ein historischer Zufall: Arbeitslose Maronenverkäufer verließen das Cadore-Tal in den Dolomiten. Einer von ihnen blieb jedoch in der Gegend und lernte von einem nicht mehr bekannten Sizilianer das Handwerk des Eiskonditors; andere folgten, wanderten später nach Norden und begründeten in Österreich-Ungarn eine lebhafte Eiskultur, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch Berlin erreichte. Ein Jahrhundert später hat sich viel verändert, aber die Gelatieri kommen immer noch alljährlich im Frühling aus dem Cadore-Tal, um im Norden Eis zu produzieren und zu verkaufen. Der Ort Longarone bleibt die heimliche Hauptstadt des italienischen Eises: Dort wird ausgebildet, dort findet alljährlich im November eine wichtige Messe statt.

Jetzt, zu Beginn des kalendarischen Frühlings, sind die Eismacher wieder in Berlin angekommen und bereiten ihre Verkaufsstände auf die Saison vor. "Uniteis", der Verband der deutschen Gelatieri, der seit 1969 existiert, ist publizitätsbewusster geworden und bringt jetzt erstmals eine Art "Eis des Jahres" auf den Markt, die Sorte Kürbis ("Zucca"); zwölf der zwanzig italienischen Eisbetriebe in der Stadt sind Mitglied bei "Uniteis" und somit an der Aktion beteiligt. Grund genug für ein Pressegespräch in der neuen Eisdiele "Caffé e Gelato" in den Arkaden am Potsdamer Platz. Botschafter Enzo Perlot lobte persönlich die Arbeit des Verbandes und nannte die italienische Eiskultur "eines der besten Beispiele für die Integration von Italienern in die deutsche Gesellschaft".

Im Einklang mit dem Zeitgeist haben sich die Uniteis-Mitglieder beim Eismachen von allen Tricks verabschiedet. Farbstoffe und Konservierungsmittel kommen ihnen nicht mehr in die Maschine, und auch der Anteil von vorgefertigten Produkten geht zurück. Das handwerkliche Eis aus natürlichen Zutaten dominiert, und nicht ohne Stolz verweisen die Gelatieri darauf, dass dieses täglich frisch gefrorene Produkt mit viel weniger Fett auskommt als das ganz anders zusammengesetzte Industrieeis und deshalb den Ruf des Dickmachers nicht verdient hat.

Der 21. März - Frühlingsanfang - ist auch der erste Verkaufstag des neuen Kürbiseises. Es verspricht gesunden Genuss, wird aber kaum die beliebestesten Standardkreationen vom Sockel stoßen: An Stracciatella und Zitrone führt in Deutschland auch in Zukunft kein Weg vorbei.

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