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Berlin: Die Kanzlerbahn könnte doch noch rollen

Verkehrssenator lässt Pendelverkehr im U-5-Tunnel prüfen. So soll eine Millionen-Rückzahlung an den Bund vermieden werden

Eine der größten Investitionsruinen der Stadt kann möglicherweise bald doch genutzt werden, Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) will jetzt prüfen lassen, ob es möglich ist, den im Rohbau fertigen Abschnitt der geplanten U-Bahn-Linie U 5 zwischen dem künftigen Hauptbahnhof und dem Pariser Platz so auszubauen, dass dort ein Pendelverkehr stattfinden kann. Damit erhielte nicht nur der Hauptbahnhof einen weiteren Anschluss ans Schnellbahn-Netz, sondern Berlin könnte wahrscheinlich auch eine Millionen-Rückzahlung an den Bund vermeiden.

Dem Vernehmen nach drängt der Bundesrechnungshof weiter darauf, dass der Senat die rund 130 Millionen Euro erstattet, die der Bund für den Bau der U 5 vorgeschossen hat, weil das Land den Weiterbau der U-Bahn auf unabsehbare Zeit gestoppt hat. Der Senat hofft noch, sich vor der Rückzahlung drücken zu können. Insgesamt sind für den etwa zwei Kilometer langen Abschnitt bisher mehr als 200 Millionen Euro verbuddelt worden.

Die U 5 sollte den Alexanderplatz mit dem künftigen Hauptbahnhof verbinden. Im Bahnhofsbereich musste der Tunnel dafür gleichzeitig mit den Anlagen für die Fernbahn gebaut worden. Danach setzte der Bund durch, dass die Röhren bis zum Pariser Platz weitergebaut werden, um am Reichstag nach dem Umzug des Parlaments keine neue Baugrube ausheben zu müssen.

Insgesamt hatte sich der Bund im Hauptstadtvertrag, in dem der komplette Bau der U 5 vereinbart worden war, verpflichtet, rund 150 Millionen Euro zuzuschießen. Die Gesamtkosten waren mit mehr als 500 Millionen Euro veranschlagt, die zum größten Teil ebenfalls vom Bund gekommen wären. Berlin hätte nur noch rund 50 Millionen Euro aufbringen müssen. Trotzdem entschied sich der Senat für den Baustopp.

Um den Tunnel nutzen zu können, gibt es jetzt Pläne, einen Pendelbetrieb einzurichten und dabei gleich moderne Technik zu nutzen. Gedacht ist dabei an einen automatischen Betrieb mit U-Bahn–Fahrzeugen. Erwogen war auch bereits der Einsatz der Magnetbahntechnik. Allerdings müsste dann auch noch Geld für den Bau des Bahnhofs Pariser Platz ausgegeben werden. Derzeit enden die Röhren unmittelbar vor dem geplanten Bahnhof, der neben der S-Bahn-Station Unter den Linden liegen sollte. Vorgesehen war hier eine Umsteigestation. Sinn hätte der Pendelbetrieb nur, wenn es eine Station am Pariser Platz gäbe, wo die Fahrgäste aus der Nord-Süd-S-Bahn in die Bahnen zum Hauptbahnhof wechseln könnten. Kosten sind noch nicht ermittelt worden. Eine weitere Schnellbahn-Verbindung zum Hauptbahnhof ist auch im Interesse der Bahn. 240 000 Menschen sollen einmal täglich durch den neuen Bahnhof strömen.

CDU-Verkehrsexperte Alexander Kaczmarek hält jede Form der Nutzung des Tunnelstumpfes für sinnvoll, wobei für ihn der Weiterbau zum Alexanderplatz Vorrang hätte.

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