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Berlin: Die Keimzelle der Stadt

Das Gebiet um den früheren Molkenmarkt gilt als ältestes Viertel Berlins. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die historischen Gebäude nach und nach abgerissen

Das Klosterviertel ist eines der Ältesten der Stadt Berlin. Der Siedlungsteil Cölln, die zweite Hälfte der einstigen Doppelstadt BerlinCölln, entstand parallel dazu. Die engen Gassen nördlich der Spree empfanden die Stadtväter jedoch schon Mitte des 19. Jahrhunderts als Problem, weil die wachsende Stadt mehr Verkehr produzierte als durch die Straßen passte. Diverse Pläne wurden entworfen, alle blieben bis in die 1870er Jahre unberücksichtigt. Ende des 19. Jahrhunderts entstand in Abschnitten die Grunerstraße, nach Karl Justus von Gruner benannt, dem ersten Berliner Polizeipräsidenten. Sie wuchs nach und nach in das Zentrum hinein. 1966 bis ’69 wurde sie zwischen Molkenmarkt und Alexanderplatz sechs- bis achtspurig ausgebaut. Sie überdeckt heute den eigentlichen Molkenmarkt, den früheren Großen Jüdenhof und Teile der Klosterkirchen-Ruine.

Der heute im Stadtgrundriss nicht mehr zu erkennende Molkenmarkt ist entstanden durch den Übergang über die Spree am Mühlendamm. Traditionell einer der verkehrsreichen Plätze Berlins, riss die Stadt in den 1930er Jahren rund 120 Häuser in seiner Umgebung ab, um dem steigenden Verkehrsaufkommen Rechnung zu tragen.

Der Große Jüdenhof war Mitte des 17. Jahrhunderts auf dem Gelände eines Schulhofs der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde entstanden. 1937/38 wurden zwei der einstmals zwölf Häuser des Hofes abgerissen, um dem Neubau der städtischen Feuersozietät Platz zu machen. Dieser Bau, das Neue Stadthaus, steht noch immer. Die oft fotografierte alte Akazie inmitten des Hofes wurde 1938 durch einen neuen Baum ersetzt. Und dieser – wenngleich inzwischen stark verkrüppelt – steht noch heute.

In direkter Nähe war das Graue Kloster, als Gymnasium 1574 in den Räumen eines ehemaligen Franziskaner-Klosters gegründet. Dreieinhalb Jahrhunderte zählte die Schule zu den führenden brandenburgisch-preußischen Bildungseinrichtungen. Der Zweite Weltkrieg beschädigte das Schulgebäude und die daneben liegende Kirche sehr schwer, die letzten Reste des Klosters wurden schließlich 1968 abgebrochen. Die Schule war nach dem Krieg nach Wilmersdorf umgezogen. Die Stiftung „Zum Grauen Kloster“ will an diesem angestammten Ort wieder ein Gymnasium errichten.

In der Planungsphase soll es im Bereich des Molkenmarkts/Großen Jüdenhofs archäologische Grabungen geben. „Ich bin sicher, wenn wir anfangen, werden wir eine Menge alter Fundamente und Keller finden“, sagt Senatsbaudirektor Stimmann. oew

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