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Berlin: Die lange Suche nach dem Brandstifter Feuertote in Neukölln:

Kein Hinweis auf Täter.

Berlin - In der Stadt brennt es im Schnitt 22-mal am Tag, in den meisten Fällen geht es glimpflich aus. Vor einem Jahr konnte selbst der Einsatz einer Feuerwehr-Hundertschaft drei Menschen aus dem Haus Sonnenallee 18 nicht mehr retten. Sie starben qualvoll am Morgen des 12. März 2011. Im Flur des Hinterhauses hatte jemand gegen 5.45 Uhr einen Kinderwagen angezündet. Die Flammen breiteten sich schnell aus. Eine junge Mutter und ihr zehn Tage alter Säugling verbrannten. Ein 28-jähriger Mann sprang mit starken Verbrennungen in den Hof und starb später. 17 Mieter kamen mit Rauchvergiftungen ins Krankenhaus. Bis heute ist die Tat nicht aufgeklärt.

Die Polizei richtete eine „Ermittlungsgruppe Sonnenallee“ mit 37 Beamten ein, ermittelt wegen Mordes und besonders schwerer Brandstiftung. Die Staatsanwaltschaft setzte eine Belohnung von 25 000 Euro für Hinweise auf die Täter aus. Viel Geld, gerade in Neukölln. Ein Jahr später sind insgesamt 91 Hinweise eingegangen, dem Polizeipräsidium zufolge werden alle ernst genommen. Hunderte Menschen wurden befragt. Eine konkrete Spur hat man nicht.

In den Spätkäufen, Döner-Läden und Kneipen im Kiez wird ein Jahr danach allenfalls spekuliert. Haben kleine Jungs gezündelt? Kenner bezweifeln das. Die Flammen hatten sich schnell ausgebreitet, wahrscheinlich wurde Spiritus benutzt. Einige im Kiez weisen darauf hin, dass im Haus Mieter bosnischer, türkischer und kurdischer Herkunft leben. Die Staatsanwaltschaft hat zu einem rassistischen Motiv bislang keine Hinweise.

In den Wochen zuvor hatte es mehrfach in Neuköllner Hausfluren gebrannt: Briefkästen, Altpapier, Kinderwagen waren angesteckt worden. Die Brandstifter hielten mehr als 250 Feuerwehrmänner allein im Norden des Bezirkes auf Trab, außerdem Streifenbeamte und Zivilpolizisten. Eine Justizbeamtin, die die Akten lange ungelöster Fälle kennt, sagt: „Vielleicht können diejenigen, die das Haus angesteckt haben, nicht mit ihrer Schuld leben.“ Dann, so hofft sie, würden sie gestehen. Hannes Heine

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