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Berlin: Die Lehrbuchhandlung

Im Bahnhof Lichtenberg betreiben Azubis selbstständig ein Geschäft

Franziska Kliemchen steht zwischen halb ausgepackten Pappkartons und Bücherstapeln. „Natürlich ist es ein bisschen stressig, aber es macht viel Spaß“, sagt die Auszubildende. Auf den schmalen Schultern der 19-Jährigen ruht eine Menge Verantwortung: Sie ist die Filialleiterin der Azubi-Filiale der Bahnhofsbuchhandlung Ludwig im Bahnhof Lichtenberg.

Für zwei Monate hat das Unternehmen eine zusätzliche Filiale im Untergeschoss des Bahnhofs eröffnet, für die ausschließlich die 24 Azubis der Handelsgruppe verantwortlich sind. Von der wirtschaftlichen Planung über die Inneneinrichtung bis hin zu Verkauf und Abrechnung machen die Auszubildenden alles selbst. „Dieses Projekt ist eine hervorragende Möglichkeit für die Auszubildenden, die Praxis kennen zu lernen“, sagt Torsten Löffler, der die jungen Leute gemeinsam mit der Projektverantwortlichen Sonja Grünbeck betreut. „Auch in ihrer sonstigen Ausbildung machen sie Erfahrungen, aber eben immer unter der Leitung eines erfahrenen Filialleiters. Hier dagegen sind sie ganz auf sich alleine gestellt.“ Frau Grünbeck und er begleiten lediglich das Projekt. „Wir greifen nicht ein, um Fehler zu vermeiden“, betont Löffler.

„Bei der Arbeit in der Azubi-Filiale zeigt sich außerdem, wer welche Stärken hat, wen man wo am besten einsetzen kann.“ Die Unternehmensgruppe garantiert allen ihren Azubis eine Übernahme nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung.

Die Auszubildenden selbst begreifen den Versuch als Herausforderung. „Jetzt können wir beweisen, was wir drauf haben“, sagt Carolin Lodtka, ebenfalls 19, die den Bereich Marketing übernommen hat. Auch die Besetzung der Posten erfolgte durch die Azubis selbst.

Unter wirtschaftlichem Druck stehen sie nicht. Löffler betont, dass bei dem Projekt nicht ein möglichst hoher Gewinn im Vordergrund stehe. „Am Ende kann auch eine rote Zahl stehen. Wichtig ist, dass die Auszubildenden aus ihren Fehlern lernen können.“ Doch auch ohne Druck sind die Jugendlichen hochmotiviert. „Natürlich haben wir den Ehrgeiz, ein rundum positives Ergebnis präsentieren zu können“, sagt die junge Marketingchefin Lodtka.

Oliver Marquart

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