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Berlin: Die Liebe ist ein seltsames Spiel

Kim Fisher ist Moderatorin, Sängerin, Entertainerin – und jetzt auch Autorin Heute erscheint ihr autobiografisches Debüt „90 Tage auf Bewährung“

Ein Cellulite-Ratgeber? Lustig geschrieben und lehrreich? Kommt gar nicht in Frage, sagte sie sich. So ein Buch soll bitte jemand anderes schreiben.

Kim Fisher hat sich bei der Themenwahl durchgesetzt. Gegen den Verlag. Und gegen alle inneren Widerstände. Denn statt über Orangenhaut hat die Fernsehmoderatorin über sich selbst geschrieben. Genau genommen: Über die ersten drei Monate ihrer letzten Beziehung. „90 Tage auf Bewährung“ heißt das Buch. Warum 90 Tage? Weil in den ersten Wochen noch alles rosa ist. Und man erst mit der Zeit die Eigenschaften am Partner kennenlernt, auf die man gerne verzichtet hätte. Am Anfang fällt das Schmatzen gar nicht auf. Irgendwann nervt es gewaltig. Und dass der Kerl Socken mit angeblich witzigen Motiven drauf trägt, ignoriert man zunächst gerne. Aber 90 Tage lang?

Fishers Buch ist auch eine Abrechnung mit dem eigenen Wunsch, Schwächen möglichst lange zu verbergen. Spiele zu spielen. Kim Fisher kennt eine Menge solcher Spiele. Baucheinziehen natürlich, gerne auch wochenlang. Und Pomuskeln anspannen, sobald eine Berührung des Partners droht. Bevor Fisher ihren Freund zu Hause empfängt, werden alle Kerzen kurz angezündet und dann wieder ausgemacht. Damit sie benutzt aussehen. Und die CD wird vorab auf Titel drei gestellt – damit der Mann nicht auf die Idee kommt, die Musik laufe seinetwegen. Die meisten Tricks und Schwindeleien in dem Buch stammen von Fisher selbst. Und die Beziehung, um die es hauptsächlich geht, ist ihre eigene. So gesehen ist das Buch eine Autobiografie. Dazu hat sie noch ihre Freundinnen befragt, die hatten auch einiges beizusteuern.

Autobiografien von Prominenten verkaufen sich gut. Zuletzt ist Hape Kerkeling ein Bestseller gelungen. Auch Fishers Buch wird ein Erfolg, sagen alle, die sich auskennen mit dem Verlagsgeschäft. Fisher selbst ist nervös. Seit zehn Jahren ist sie im Fernsehen zu sehen, früher in der Talkshow „Riverboat“, im Moment als Klatschtante bei „Blond am Freitag“. Schlagermusik hat sie auch schon gemacht. Oder Chansons, wie sie selbst sagt. Und jetzt schreibt sie zum ersten Mal. Ob das ankommt? Fisher raucht viel, ruft täglich bei Freundinnen an. Damit die bestätigen, dass ihr Buch gut geschrieben ist. Sie joggt so viel wie noch nie in ihrem Leben. „Die Energie muss raus aus meinem Körper.“ Fisher hat sich extra einen neuen Trainingsanzug gekauft. Den weißen von Madonna, den es gerade bei H&M zu kaufen gibt. Sieht super aus.

Den Namen ihres Freundes nennt Fisher an keiner Stelle im Buch. Stattdessen schreibt sie immer nur: „Liebster“. Das war ein Tipp des Verlags. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, falls die Beziehung nicht hält und ihr Ex dann juristisch gegen das Buch vorgehen will. Der Verlag hatte schlechte Erfahrungen gemacht: In Dieter Bohlens Autobiografie mussten mehrere Seiten geschwärzt werden. Also wirklich, lachte sich Fisher damals kaputt: Als ob unsere Beziehung jemals enden könnte! Seit Januar ist Fisher wieder solo. Aber sie und ihr „Liebster“ sind immer noch Freunde. Am Schnarchen und an den Motivsocken lag es nicht, sagt sie. Mal schaun, wie die nächsten ersten 90 Tage werden. Das Problem sei ja, dass man jedesmal wieder von vorne anfange und immer dieselben Fehler mache. Daran wird wohl auch das Buch nichts ändern. Ihr Ehemaliger hat das Buch übrigens gelesen. Und war angeblich gar nicht geschockt. „Er ist ziemlich intelligent. Ich denke, er hatte 70 Prozent meiner Tricks schon vorher durchschaut.“

Wenn es gut läuft, will Fisher vielleicht noch ein Buch schreiben. Eine Reportage aus dem Frauenknast. Toll, hat ihre Agentin zu der Idee gesagt, wirklich hochengagiert und sehr löblich. „Und dann sagte sie: Das will aber keiner von dir lesen, Kim.“ Erst mal abwarten.

„90 Tage auf Bewährung“ ist im Goldmann Verlag erschienen, 250 Seiten stark und kostet 14,95 Euro.

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