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Berlin: Die macht Druck

Antje Toscher trainiert hart, aber herzlich – mit sanftem Sport. Zur Aqua-Fitness kommt selbst die Herrenriege

Donnerstagabend, Gertraudenkrankenhaus Wilmersdorf. In der Schwimmhalle der physiotherapeutischen Abteilung spielt die Musik. Die zierliche Blonde am Beckenrand macht der Gruppe im Wasser Beine: Tempo, Tempo! Ungarische Tänze unter Wasser, und im Becken hüpfen keine Omas mit Badekappe, sondern athletische Mitdreißiger: sieben Männer, drei Frauen. Hart, aber herzlich, so würde die Riege – Mitarbeiter einer Berliner Biotechnologiefirma – ihre Aqua-Fitness-Trainerin beschreiben. Sie mögen Antje Toschers Energie, aber auch die Art, wie sie zum Durchhalten motiviert. Klingt ziemlich streng. „Hab ich irgendwas von Pause gesagt?“ ist ihr Lieblingssatz. Den bringt sie, wenn die Firmensportgruppe aussieht, als würde sie gleich schlappmachen. Aber ihr Lächeln verschwindet nie.

Vor sechs Jahren, nach der Geburt ihres ersten Kindes, beschloss die heute 37-Jährige, sich selbstständig zu machen. Am Tag darauf hatte sie schon das Bad für ihre Aqua-Fitness-Kurse gebucht. Zaudern ist nicht Antje Toschers Sache. Ihr Kleid für die Hochzeitsfeier von Freunden kauft sie mal schnell in der Mittagspause, im Restaurant bestellt sie für die Unentschlossenen unter ihren Bekannten gleich mit. „Ich bin pragmatisch“, sagt sie über sich.

Sie hat Sport und Mathe studiert – auf Lehramt. Doch die ersten Erfahrungen mit einer Klasse haben ihren Berufswunsch geändert. „Unwillige zu motivieren liegt mir nicht.“ Sie selbst ist immer gern zur Schule gegangen, vor allem zum Sport. Mit fünf Jahren turnte sie bereits, mit vierzehn tanzte sie Standard. Im Studium hat sie Skifahren gelernt und Rudern. Besonders technische Sportarten mag Antje Toscher, „immer wieder neue Bewegungen lernen“. Seit November macht sie Westernreiten. Eigentlich hat sie sich nie viel aus Pferden gemacht, aber als eine Freundin ihres loswerden wollte, hat sie es spontan gekauft. Ihr nächstes Ziel: Cutting. Dabei muss der Reiter ein Rind aus der Herde herausbugsieren. Selbst für Erfahrene ist das eine Herausforderung. „Aber ich mache mich schon sehr gut auf dem Pferd“, sagt sie überzeugt.

Hätte Antje Toscher sich nicht für den Sport entschieden, wäre sie wohl Krimiautorin geworden. Sie hatte sich an der Uni auch für Literaturwissenschaften beworben. „Die Zusage für Mathe und Sport kam einfach eher.“ Da hat sie eben das gemacht. Aber wer weiß, was noch kommt? Vielleicht schreibt sie ja einen Krimi, Tatort Schwimmhalle sozusagen. Noch lieber würde sie groß ins Fitnessgeschäft einsteigen: „Ein eigenes Bad wäre toll. Oder die eigene Firma: Toscher bundesweit.“ Köln, Hamburg, München – Tagträumen erlaubt.

Stephanie Puls

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