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Berlin: Die Million ist geschafft

Eine 19-jährige Abiturientin aus Baden wurde Jubiläumsbesucherin in der MoMA-Ausstellung

Roter Anorak. So lautete das Kennwort. Pünktlich um halb elf eilte Jan Oelmann, der Schatzmeister der Freunde der Nationalgalerie, mit einer großen PresseEskorte zur Rückseite des Gebäudes. Dort stand, in rot, die junge Frau, die ein Mitarbeiter des Museums zuvor unauffällig ermittelt hatte: „Sie sind die einmillionste Besucherin, herzlichen Glückwunsch“, sagte Oelmann – und Marie Louise Dietrich aus Willstätt im badischen Ortenaukreis sperrte verdutzt den Mund auf. Dann sagte ihre Mutter neben ihr: „Aber jetzt kommt keiner und ruft April, April, oder?“

Die 19-jährige Abiturientin, die mit ihren Eltern zu einem dreitägigen Besuch in Berlin war, musste für diesen Glücksmoment nicht allzu lange warten. Eine gute Stunde vorher hatte sie sich angestellt, war etwa bis zur Mitte der Rückseite der Nationalgalerie vorgedrungen, als das Glückwunschkomitee die Wartezeit radikal abkürzte. Drinnen, hinter der Garderobe, hatten sich die Offiziellen um Klaus Wowereit aufgestellt, die Gewinnerin wurde ausführlich geherzt und geküsst, bis sie dann schließlich aus der Hand des Regierenden einen üppigen Hortensienstrauß, den Ausstellungskatalog und ein Ticket für zwei zur Wiedereröffnung des Museums in New York in Empfang nehmen durfte; anschließend beantwortete die werdende Germanistik-Studentin fröhlich und wortgewandt die Fragen der Presse. Wer nach New York mitkommen darf? Der Freund? Die Mutter? Das war so kurz nach der Bescherung noch nicht festgelegt. Die Gewinnerin war keineswegs mit kühler Berechnung gerade an diesem Vormittag gekommen, wusste nichts von der geplanten Ehrung. „Wir lesen ja keine Berliner Zeitungen“, sagte ihre Mutter. Auch die Schlange insgesamt war gestern Vormittag keineswegs länger als sonst in den letzten Wochen, zog sich ziemlich genau ein Mal ums Haus.

Zur Erinnerung: 700000 Besucher hatten die Veranstalter sich als Ziel gesetzt, offiziell. Peter Raue, der Vereinsvorsitzende, hat in einem Interview inzwischen allerdings zugegeben, er habe insgeheim durchaus mit einem Millionenerfolg gerechnet. Und Klaus Wowereit, der gestern am Rande der Ehrung befragt wurde, strahlte übers ganze Gesicht: „Ein großartiger Erfolg und eine tolle Werbung für Berlin.“ bm

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