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Berlin: Die neue unkomplizierte Bibel gefeiert

Festgottesdienst in der Auenkirche zu Gottes Wort in gerechter Sprache

Das nasskalte Novemberwetter hielt gestern Vormittag die Gottesdienstbesucher der evangelischen Auenkirche in der Wilhelmsaue nicht ab – im Gegenteil. Schon geraume Zeit vor 10 Uhr waren fast alle Plätze im hohen Kirchenschiff gefüllt. Gelockt hatte die meisten wohl die Neugier auf die „Bibel in gerechter Sprache“. Die 2400 Seiten starke, neue Bibelübersetzung wurde, wie berichtet, zur Frankfurter Buchmesse vorgestellt und ist heiß umstritten.

Die neue Bibel soll den hebräischen und griechischen Urtexten gerecht werden und vor allem Menschen von heute ansprechen – in unkomplizierter Sprache. Fünf Jahre arbeiteten 52 Bibelwissenschaftler an dem Projekt, das vor allem durch viele Spenden und die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau finanziert wurde.

Mit einem Festgottesdienst wurde gestern in der Auenkirche die Berliner Premiere der „Bibel in gerechter Sprache“ gefeiert. Zum Einführungspreis von 24,95 Euro konnte man das Werk nach dem Gottesdienst gleich mitnehmen – in hohen Stapeln hatte es die Buchhandlung Johannesstift am Kircheneingang aufgebaut. Als Grundlage der anschließenden Podiumsdiskussion von Pröbstin Friederike von Kirchbach mit Theologen, Religionswissenschaftlern und der Rabbinerin Gesa S. Ederberg konnte die neue Bibel aber nur kirchlichen Insidern dienen – und auch im Gottesdienst musste der einzelne Kirchgänger schon sehr bibelfest sein, um den feinen oder „gerechteren“ Unterschied zwischen der alten und der neuen Textfassung zu hören.

Darum sollte es in der Predigt nach der neuen Bibel aber auch nicht gehen, wie überhaupt diese nicht den Anspruch erhebe, Luthers Bibel zu ersetzen, sagte Pfarrerin Katharina Plehn-Martins zur Begrüßung ihrer Gemeinde. Diese bekam gestern nicht nur die neue Bibel präsentiert, sondern konnte sich auch am Orgelspiel von Kantor Jörg Strodthoff und Stücken des Bläserkreises erfreuen. Für ihre Kirchenmusik ist die Auenkirche weit über Wilmersdorf hinaus berühmt.

Um den Brief des Propheten Jeremia rankte die junge Pröbstin Friederike von Kirchbach dann ihre Predigt. „Suchet der Stadt Bestes“ heißt es in der Luther-Bibel bei Jeremia. Das aus Jerusalem nach Babel verbannte Volk soll dort sesshaft werden, Häuser bauen und sich fortpflanzen. Dies alles im Gottvertrauen darauf, dass man es nicht vergesse und Gott sein Schicksal noch zum Guten wende. „Seid um das Wohl der Stadt, in die ich euch verbannt habe, besorgt“, heißt es in der „gerechten Bibelsprache“. Trotz Verlust der alten Heimat möge man für die neue zu Gott beten – „denn in ihrem Wohl liegt auch euer Wohl“.

Bezogen auf heute, so die Pröbstin, bedinge dies, dass man es den Fremden, die hier ein neues Zuhause gefunden haben, auch rechtlich ermögliche, sich einzubringen. Zeiten des Aufbruchs, wie sie Jeremia schildert, sind Zeiten, in denen sich Gott besonders finden lässt. hema

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