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Berlin: Die Opposition im Tagesspiegel-Test - Renate Künast sorgte für eine disziplinierte Grüne Fraktion

Renate Künast, nach dem Abgang Michaele Schreyers in Richtung Brüssel in den letzten Monaten alleinige Fraktionsvorsitzende der Grünen, zeigte sich in dieser Legislaturperiode ungewöhnlich selbst- und machtbewusst. Ihr kam zugute, dass bis auf wenige Ausnahmen die Fraktion diszipliniert auftrat und eher durch rege Sacharbeit als durch Grabenkämpfe und Eifersüchteleien auffiel.

Renate Künast, nach dem Abgang Michaele Schreyers in Richtung Brüssel in den letzten Monaten alleinige Fraktionsvorsitzende der Grünen, zeigte sich in dieser Legislaturperiode ungewöhnlich selbst- und machtbewusst. Ihr kam zugute, dass bis auf wenige Ausnahmen die Fraktion diszipliniert auftrat und eher durch rege Sacharbeit als durch Grabenkämpfe und Eifersüchteleien auffiel. Abgesehen von den Austritten der Parteilinken Judith Demba und Ida Schillen aus der Partei blieb es in dieser Legislaturperiode in der Grünen-Fraktion ohnehin bemerkenswert ruhig. Künast und Schreyer selbst gingen dabei mit bestem Beispiel voran. Viele erwarten, dass es zwischen den beiden äußerst ehrgeizigen und ungleichen Politikerinnen zumindest intern zu stürmischen Kontroversen kommen könnte. Doch beide übten sich in friedlicher und konstruktiver Koexistenz. Künast gab die engagierte und stets streitlustige Rechtspolitikerin, Schreyer mehrte bienenfleißig ihren Ruf als Finanzexpertin. Überzogen war hingegen Schreyers Engagement bei dem vermeintlichen Skandal um den Verkauf des Stadtgutes Stolpe. Der auf ihre Initiative hin eingerichtete Untersuchungsausschuss förderte keine Sensationen zu Tage.

Dass Schreyer wie auch Künast in der Fraktion als auch über die Landesgrenzen hinaus sich hohe Reputation erarbeiteten, sollte sich nach der Bundestagswahl zeigen. Künast war zwischenzeitlich ernsthaft als Bundesjustizministerin im Gespräch, Schreyer wurde schließlich zur ersten grünen EU-Kommissarin berufen. In der direkten Konfrontation um die Spitzenkandidatur obsiegte allerdings Künast klar.

Sie wird es wohl auch sein, die die nächste, deutlich verjüngte Fraktion der Grünen führen wird. Künast hat es in den letzten fünf Jahren gelernt, ihre Politik neben einem hohen Maß an Sachkompetenz über die eigene Ausstrahlungskraft in die Öffentlichkeit zu bringen. Ein Rezept, von dem die in der letzten Zeit nicht erfolgsverwöhnten Grünen nur profitieren können.

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