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Berlin: Die Parteifreunde von der letzten Reihe

Weit hinten, ganz außen rechts vom gleißend hellen Podium aus gesehen, auf dem keiner mehr aus der Berliner CDU saß - hätte Angela Merkel beim Dresdner Bundesparteitag ihre Parteifreunde in der Hauptstadt direkt ansprechen wollen, sie hätte die Augen weit ins Halbdunkel kurz vor dem Saalausgang richten müssen. Dort hatte die Berliner CDU ihre drei Sitzreihen.

Weit hinten, ganz außen rechts vom gleißend hellen Podium aus gesehen, auf dem keiner mehr aus der Berliner CDU saß - hätte Angela Merkel beim Dresdner Bundesparteitag ihre Parteifreunde in der Hauptstadt direkt ansprechen wollen, sie hätte die Augen weit ins Halbdunkel kurz vor dem Saalausgang richten müssen. Dort hatte die Berliner CDU ihre drei Sitzreihen. "Abgestraft für schlechtes Betragen", ulkte ein Berliner Delegierter in der Dresdner Parteitagshalle.

Letzes Mal saß man noch weiter vorn. Aber das war vor den Wahlen. Vor den Wahlen haben Landesverbände immer bessere Plätze auf dem Parteitag. Merkel hat in ihrer Rede viele Namen genannt, weil das ein sicheres Mittel ist, jedes Mal Beifall zu bekommen. Berliner Namen fielen nicht. Auch kein Dank an den langjährigen "Regierenden" Eberhard Diepgen, der bekanntlich nicht sonderlich begeistert war, als sich Merkel aufmachte, Parteichefin zu werden. Für die nächste Zukunft spielt die Hauptstadt-CDU keine Rolle im Konzert der Länder. Ein kleiner Verband waren sie schon immer, die Berliner, aber seit die Union nicht mehr regiert in der Hauptstadt, wirken sie noch kleiner.

Aus der Macht, aus dem Sinn? Nicht ganz. Denn ausgerechnet dem in der Landespartei derzeit umstrittenen Günter Nooke blieb es vorbehalten, einen zentralen Auftritt zu haben. "Im Osten was Neues" - den Antrag mit diesem Titel darf der Sprecher der Ost-Abgeordneten und Fraktionsvize im Bundestag an diesem Dienstag dem Parteitag präsentieren. Es ist zwar der letzte Tagesordnungspunkt vor dem Schlusswort von Merkel. Der Rauswerfer sozusagen. Aber immerhin. Im Osten was Neues - es gilt für Nooke auch ganz persönlich. Stichwort: Wahlkreis. In Mitte soll er nicht mehr, weil Eberhard Diepgen dort antreten will. Und Diepgen will auch auf den ersten Listenplatz. Das ist umstritten.

In Dresden erinnerte solches Beharrungsvermögen über das eigentliche politische Ende hinaus nicht nur einen Delegierten an Helmut Kohl. Nooke dagegen hat derzeit nur Platz 4 auf der Liste in Aussicht, vor ihm noch Rupert Scholz und eine Frau. Sicher ist der vierte Platz angesichts der Verkleinerung des Bundestags nicht. Wie es heißt, soll Angela Merkel dem in der Bundesführung nicht geliebten Diepgen geraten haben, besser zu verzichten oder sich zurückzuhalten. Noch immer wirkt nach, dass Diepgen vorzeitig und gegen die Vorgaben der Bundeschefin die rot-grüne Steuerreform im vorigen Jahr im Bundesrat abgenickt hat.

Aber Diepgen will antreten, ganz vorn und jetzt erst recht, wie es heißt. Ex-Spitzenkandidat Frank Steffel will das nicht kommentieren, fordert aber, dass Nooke aussichtsreich platziert wird. Auch könne es nicht angehen, so der Berliner CDU-Fraktionschef, dass auf den ersten sieben Plätzen der Liste sich sechs Personen über 60 Jahre fänden. Die Berliner CDU, eine graue Veranstaltung? Heinz Eggert, das Enfant terrible der CDU, in Talkshows erprobt und selten um eine spontane Bemerkung verlegen, ist in Dresden gefragt worden, was ihm denn einfalle zur Berliner CDU. Da hat Eggert lange überlegen müssen. Und dann doch nichts gesagt.

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