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Berlin: Die Party ist schon wieder aus

Von Blu über Dorian Gray bis Amadeus: Die dreistöckige Disko am Potsdamer Platz floppte erneut

An diesem Ort will die Party einfach nicht in Gang kommen: Knapp anderthalb Jahre residierte das Amadeus am Marlene-Dietrich-Platz 4, nun wurde die Diskothek auf der Rückseite der Potsdamer Platz Arkaden unerwartet geschlossen. Noch am Dienstagabend fanden sich am Eingang dutzende Gäste ein, doch die Türen blieben zu. Partymacherin Bärbel Steenken, die an diesem Tag mit ihrer Veranstaltungsreihe „Far Out“ im Amadeus gastiert, konnte die Menge nur mit Mühe beruhigen. Sie hatte vom Aus fast ebenso kurzfristig erfahren wie ihre Gäste.

„Das Konzept hat einfach nicht funktioniert“, sagt Betreiber Winfried Heidenreich. Mit einer Mischung aus Gastronomie, Diskothekenbetrieb und besonderen Events wie Miss-Wahlen wollte er den Laden endlich als Partyort etablieren. Das hatten zuvor schon verschiedene Veranstalter versucht. Die Betreiber des Blu investierten 1999 in den Ausbau der Räume gut acht Millionen Mark, ihr Laden hielt sich drei Jahre. 2003 starteten die Macher des legendären Frankfurter Dorian Gray ihre Neuauflage in dem Gebäude, nur um ein Jahr später dichtzumachen. Nicht mal sechs Monate dauerte das Gastspiel des DC 3, betrieben vom nahe gelegenen Adagio.

„Der Mietvertrag wurde fristlos gekündigt, weil Außenstände in erheblicher Höhe offen waren“, sagt Ute von Vellberg, Sprecherin von Daimler-Chrysler- Immobilien, die das Objekt vermietet. Zurzeit prüft das Unternehmen neue Optionen zur Nutzung des mehrstöckigen Gebäudes. „Wir haben verschiedene Sachen im Auge“, sagt von Vellberg. Ob die Vermietung an einen neuen Clubbetreiber nach den vielen Fehlversuchen nun kategorisch ausgeschlossen wird, dazu wollte sie sich nicht äußern.

Besonders bitter ist die Schließung des Amadeus für „Far Out“-Veranstalterin Bärbel Steenken. Sie fand mit ihrer Partyreihe erst vor Kurzem am Marlene-Dietrich-Platz Zuflucht, nachdem der gleichnamige Tanztempel am Lehniner Platz Insolvenz angemeldet hatte. „Es lief gerade gut, die Gäste hatten sich an den neuen Laden gewöhnt.“ Nun ist sie wieder auf der Suche, „auf jeden Fall wieder mehr Richtung Ku’damm“. Dass es mit dem Amadeus nicht mehr lange gut gehen würde, ahnte Steenken bereits. Zwar hätten ihre Partys dienstags und mittwochs etwa 500 Gäste pro Abend gelockt, zum Wochenende füllte sich die Disko aber kaum. „Es gab kein Laufpublikum, und in der Gegend um den Potsdamer Platz herrscht abends einfach tote Hose.“

Vielleicht wirkt die moderne Architektur der Gebäude für Nachtschwärmer zu künstlich, gibt es außer den Kinos zu wenig Unterhaltungsangebote für junge Menschen, als dass sich der Platz als Partyort hätte etablieren können. Einige Partyveranstalter aus dem Amadeus sehen im wenige Meter entfernten Adagio im Gebäude der Spielbank einen Grund für das Scheitern. „Zwei so große Clubs in unmittelbarer Nähe – das funktioniert einfach nicht“, sagt einer.

Die Konkurrenz zeigt sich über die Schließung des Amadeus keineswegs erleichtert. „Ich wäre froh gewesen, wenn der Laden gut gelaufen wäre“, sagt Adagio-Geschäftsführer Robin Donat, „davon hätten auch wir profitiert.“ Er glaubt, dass die Aufteilung des Ladens auf drei Etagen ungünstig ist und auch mit dem Unterhaltungskonzept sei keine klare Zielgruppe angesprochen worden. Tatsächlich hatte Betreiber Winfried Heidenreich Verschiedenes ausprobiert. Zunächst fokussierte er sich mit mediterraner Küche auf den Gastronomiebereich. Später setzte er auf den Diskothekenbetrieb. Eine Tabledance-Bar verhinderte Immobilien-Eigentümer Daimler Chrysler. Das Unternehmen verwies auf das im Mietvertrag vereinbarte qualitativ anspruchsvolle Unterhaltungsprogramm.

Offen ist, ob Betreiber Winfried Heidenreich noch einmal neu durchstarten wird. „Ich habe bislang keinen Plan B“, sagt er. In den nächsten Tagen will er erst einmal abschalten und sich dann Gedanken um seine Zukunft machen. Wie man einen Laden erfolgreich betreibt, weiß er. Das Malibu in Marzahn, bei dem er früher Geschäftsführer war, lief gut. Aus seinem gescheiterten Versuch hat er vor allem eins gelernt: „Wenn in einem Laden einmal der Wurm drin steckt, ist es schwer, daraus etwas zu machen.“

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