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Berlin: Die Polizei geht schärfer gegen schlagende Ehemänner vor - Familienministerin Bergmann lobt Programm

Gewalt gegen Frauen wird in Berlin erfolgreicher bekämpft und stärker ins Interesse der Öffentlichkeit gerückt, als noch vor einigen Jahren. Diese Bilanz zog Bundesfamilienministerin Christine Bergmann gestern zum Abschluss des "Berliner Interventionsprogrammes gegen häusliche Gewalt".

Gewalt gegen Frauen wird in Berlin erfolgreicher bekämpft und stärker ins Interesse der Öffentlichkeit gerückt, als noch vor einigen Jahren. Diese Bilanz zog Bundesfamilienministerin Christine Bergmann gestern zum Abschluss des "Berliner Interventionsprogrammes gegen häusliche Gewalt". Mit dem vor vier Jahren gestarteten Projekt haben Vetreter des Bundesministeriums für Familie und Frauen, der Senatsfrauenverwaltung, von Polizei und Justiz und die Mitarbeiterinnen der Berliner Initiative gegen Gewalt gegen Frauen (BIG) Strategien erarbeitet, um häusliche Gewalt effektiver bekämpfen zu können. Das Ergebnis dieser Arbeit, teilte Bergmann mit, könne sich sehen lassen und habe bereits in anderen Bundesländern Interesse geweckt.

So sei man dem Ziel des Projektes, den Schutz von Frauen und ihren Kindern durch die Vernetzung aller zuständigen Institutionen zu gewährleisten, erheblich näher gekommen. Auch könnten die Täter jetzt stärker zur Verantwortung gezogen werden. Vor allem der sensiblere Umgang der Polizei mit dem Thema wurde als ein wichtiges Resultat des im Dezember auslaufenden Interventionsprogrammes gewertet. "Die Beamten haben Leitlinien für das polizeiliche Handeln bei häuslicher Gewalt in die Hand bekommen", sagte Frauensenatorin Gabriele Schöttler. Zudem wurden in diesem Jahr rund 1200 Polizisten in Fortbildungskursen zu diesem Thema geschult. So raten die Beamten den Frauen jetzt nicht mehr sofort, in ein Frauenhaus zu flüchten, sondern nehmen die Täter eher fest, hieß es.

Die Justizverwaltung richtete unterdessen ein Sonderdezernat beim Amtsgericht ein, wo Gewaltanwendungen angezeigt und schnell zur Anklage gebracht werden können. "Allein von März bis Juni dieses Jahres hatten wir über 1800 Eingänge", sagte Justizstaatssekretär Detlef Borrmann. Davon wurden nach seinen Angaben allerdings 1086 Verfahren eingestellt. "Die Frauen müssten bei ihren Aussagen standhafter sein", appellierte Borrmann. Zudem arbeite das Justizministerium derzeit an einem Gesetzentwurf. Geplant ist, dass die gewalttätigen Männer die gemeinsame Wohnung verlassen müssen.

Für die akute Hilfe hat BIG jetzt ein Not-Telefon geschaltet. Unter der Telefonnummer 611 0 300 können nicht nur betroffene Frauen Beratungen bekommen. Auch Menschen aus dem Umfeld der Frauen sowie Einrichtungen, die mit häuslicher Gewalt konfrontiert werden, finden hier Hilfe.

Silke Edler

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