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Berlin: Die S-Bahn feiert und hat viele Wünsche

Vor 80 Jahren begann der elektrische Betrieb

Die schlechten Zeiten sollen endgültig vorbei sein: Nach 80 wechselvollen Jahren des elektrischen Betriebs, in denen das Netz erst zerstört und dann vorübergehend geteilt war und sogar die Einstellung des Betriebs in West-Berlin drohte, erwartet S-Bahn-Chef Günter Ruppert jetzt nur noch gute Zeiten. Die 80 Jahre alte S-Bahn, die am 8. August 1924 zum ersten Mal elektrisch vom damaligen Stettiner Bahnhof nach Bernau gefahren ist, befindet sich auf gutem Weg. Die Zahl der Fahrgäste wird in diesem Jahr nach den Prognosen jedenfalls erneut steigen: von 315 Millionen auf mindestens 318 Millionen. Doch die S-Bahn will sich auf dem Erfolg nicht ausruhen. Neben der Modernisierung des Netzes stehen Steckenneubauten auf der Wunschliste.

Derzeit ist das Streckennetz 328 Kilometer lang; jeder Bezirk der Stadt ist mit der S-Bahn verbunden. 164 Bahnhöfe gibt es in Berlin und Brandenburg. 705 Fahrzeuge sind im Einsatz. Die letzten Altbauzüge aus den 30er Jahren wurden 2003 ausgemustert. Demnächst erhält die S-Bahn den letzten Neubauzug der Baureihe 481. Tausend Wagen hat sie in den vergangenen zehn Jahren bestellt – im Gesamtwert von 1,2 Milliarden Euro.

Dieses Geld muss die S-Bahn jetzt wieder verdienen. Nach langwierigen Verhandlungen hat sie mit dem Senat einen Verkehrsvertrag vereinbart, der sie zwar zum Sparen zwingt, ihr bis 2017 aber auch den Betrieb sichert. Fast zumindest. Denn der Vertrag lässt auch zu, dass der Verkehr auf den Nord-Süd-Strecken ab Dezember 2013 von einem Dritten übernommen werden kann.

Deshalb wird die S-Bahn in den nächsten Jahren auch keine neuen Fahrzeuge beschaffen. Zum Leidwesen vieler Anwohner und Fahrgäste. Denn auch die neueste Baureihe entspricht dem Stand der Technik von vor mehr als zehn Jahren. Neu konstruierte Züge könnten heute leiser fahren und mit einer Klimaanlage ausgestattet sein. Ausdehnen wird die S-Bahn dagegen ihren Nachtverkehr. Ab Dezember sind die Züge fast im gesamten Netz am Wochenende alle 30 Minuten unterwegs.

Ob die Züge demnächst auf weiteren neuen Strecken fahren, ist unklar. Im Februar wird zwar die Verbindung von Lichterfelde Süd nach Teltow fertig, doch ob es auch neue Gleise über Spandau hinaus nach Falkensee und Finkenkrug oder nach Rangsdorf im Süden und Velten im Norden geben wird, wie es die CDU gestern gefordert hat, steht nach wie vor nicht fest. Geplant sind die Verbindungen vom Bahnhof Schönefeld zum künftigen Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) sowie als S 21 vom Nordring in Wedding zum neuen Hauptbahnhof-Lehrter Bahnhof. Vor 2012 werden hier aber voraussichtlich keine S-Bahnen fahren.

Viele Jahre wird im vorhandenen Netz noch gebaut; wie derzeit am Bahnhof Papestraße sowie zwischen Charlottenburg und Westkreuz. Und ein ganz großer Brocken wird der Umbau des Ostkreuzes, nach dessen Abschluss, der ebenfalls nicht vor 2012 erwartet wird, das Umsteigen einfacher wird. Vor der nächsten Jubiläumsfeier gibt es noch viel zu tun.

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