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Berlin: Die Säue übern Alex gejagt

Zwei Wildschweine spazierten unterm Fernsehturm. Ein Stadtjäger erlegte sie in einem Kita-Garten

Aus dem Tätigkeitsbericht der Polizei.

betr: erschiessung von zwei wildschweinen auf kita-gelände.

Der Kommissar ist das, was man einen Großstadtpolizisten nennt. Asphalt, Autos, Anwohner. Den Notruf kurz nach Dienstbeginn, 6.11 Uhr, konnte er darum erst nicht recht glauben: Wildschweine unterm Fernsehturm? Schon klingelte erneut das Telefon. „Die waren ganz flott unterwegs, die dicken Dinger.“

6.17 meldung durch kita-leiterin. wildschweine jetzt auf kita-gelände, jacobystraße. 6.20 zwei ausgewachsene wildschweine auf dem umzäunten gelände festgestellt.

Die Polizei schloss die Tür vom Gartenzaun. Nun hatten die Erzieher ein Problem: Im Garten die Schweine, die Polizei vor der Tür und allmählich trafen die Kinder ein. „Wir haben sie in einem günstigen Moment einzeln reingeschleust.“ Die Stadtkinder fanden das natürlich toll, „wollten die Tiere am liebsten behalten“.

6.35 bereithalten einer mp mit quick defense munition vor ort. 6.50 nachfragen über das vorhandensein von wildschweinen in streichelzoo. negativ.

Während die Kinder also am Fenster klebten, warteten die sechs Polizisten auf den Mann mit der Flinte. Ein „Stadtjäger“, der in Zusammenarbeit mit der Polizei auch außerhalb des Waldes schießen darf. Allerdings nur scharf. „Die Berechtigung für ein Betäubungsgewehr haben in Berlin vermutlich nur die Ärzte im Zoo und Tierpark“, heißt es im Forstamt Grunewald. Der Jäger will über seinen Großstadteinsatz nicht reden. Weil ihm tierliebende Großstädter beim letzten Mal hinterher die Reifen zerstochen haben.

8.48 eintreffen des försters und vorlage seines jagdscheines.

Die Kinder sollten Jäger, Gewehr und Blattschuss nicht sehen, deshalb bugsierten sie die Erzieherinnen eilig in die hinteren Räume. „Wir haben ihnen erzählt, dass die Schweine eingeschläfert und zurück in den Wald gebracht wurden.“

9.03 das gelände wird gesichert, die schussrichtung festgelegt, jegliche gefährdung ausgeschlossen, beide tiere waidgerecht erlegt, aufgeladen und entsorgt.

Der Polizeikommissar ist sich sicher: Die Tiere kamen aus den Spreeauen in die Stadt gelaufen. Ein Kollege witzelt: „Oder mit der S-Bahn aus Brandenburg.“

9.08 ende der polizeilichen maßnahme.

Der Polizeikommissar aus Mitte hat manch Tierisches schon erlebt, entflogene Papageien, angefahrene Hunde, höhenängstliche Katzen. Steht alles gewissermaßen auf der Tagesordnung Aber sowas? „Nee, sowas noch nie.“

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