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Berlin: Die Schlagzahl wird langsamer

Von Matthias Oloew Acht Tage sind es noch. Dann beginnt im Tiergarten die 14.

Von Matthias Oloew

Acht Tage sind es noch. Dann beginnt im Tiergarten die 14. Love Parade. Im Vergleich zu den letzten Jahren ist es im Vorfeld des Raves ruhig. Und zwar an allen Fronten. Nachdem der Senat im vergangenen Jahr entschieden hat, dass die Love Parade keine Demonstration im Sinne des Versammlungsrechtes ist, sind die Schlachten zwischen Veranstalter und Politik geschlagen. Den Tiergarten-Schützern ist ein wenig der Wind aus den Segeln genommen, denn ihre Vorwürfe müssen sie nun nicht mehr an die Veranstalter, sondern an den Senat richten. Er ist es schließlich, der die Schäden im Park in Kauf nimmt, wenn jugendliche Imagewerbung für die Stadt dabei herauskommt. Mit dem abgeflauten Streit um den Schutz des Parks ist den Techno-Fans ein Feindbild abhanden gekommen.

Routinemäßige Ruhe auch innerhalb der Club-Szene. Die großen Partys organisieren schon lange hoch kommerzielle Veranstaltungsagenturen, die das Messegelände, einen Hangar im Flughafen Tempelhof, oder den U-Bahnhof am Reichstag mieten, um hier gleich mehrere Tage hintereinander Partys zu feiern. Keine Location ist groß genug, um die tanzenden Massen zufriedenzustellen. Vorbei die Zeiten, in denen die Love Parade als Familienfest der Techno-Szene galt, mit anschließendem Tanzen in der stickigen Luft der Clubs, so lange, bis die Beine irgendwann schlapp machen.

Für die Love-Parade-Macher ist der Rave noch immer Dreh- und Angelpunkt einer Bewegung und keine Modeerscheinung. Von mehreren hunderttausend Teilnehmern am kommenden Wochenende ist die Rede. Die magische Größe von einer Million Raver, die noch vor ein paar Jahren im Tiergarten tanzten, nennt in diesen Tagen niemand mehr.

Derweil verabschiedet sich mit dieser Love Parade einer der wichtigsten Techno- Clubs aus dem Nachtleben der Stadt. Der „Tresor“ von Dimitri Hegemann muss sein Domizil an der Leipziger Straße aufgeben, und damit eine Location, die nach dem E-Werk quasi zum Inventar der Love Parade gehörte. Der Tresor wird nunmehr auch nicht mit einem eigenen Love-Truck bei der Parade dabei sein. Alle Bemühungen der Paraden-Organisatoren zum Trotz. Einen Laster als rollenden Club auszustatten, kostet viel Geld. Und Sponsoren sind in Sachen Love Parade rar geworden.

In diesem Jahr ist stattdessen wieder das „Matrix“ dabei, also gerade der Club, der sich in letzter Zeit immer mehr vom strengen Techno-Konzept verabschiedet hat. Hier steht schon lange nicht mehr nur Techno auf dem Programm. Eine musikalische Entwicklung, der auch die Love-Parade-Macher Rechnung tragen wollen. Das Schlagwort des Chefs vom Organisationsstab, Ralf Regitz, der in der Love Parade eine Plattform sieht, aus der jeder das machen kann, was er möchte, soll das möglich machen. Gleichzeitig gilt es jedoch, dem Vorwurf der Beliebigkeit entgegen zu wirken. Szene-Gazetten nörgeln nicht erst seit diesem Jahr an der Love Parade herum und sehen in ihr einen „Standardjahrmarkt“, bei dem sich nichts mehr verändere, weil die DJs und die Musik immer gleich, und die Abschlusskundgebung mit einer Ansprache von DJ „Dr. Motte“ eigentlich niemanden interessiere.

Den so genannten Vater der Love Parade ficht das nicht an. Er feilt derzeit an seinem Textkonzept.

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