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Flugtalent. Vartan Bassil gehört zu den Gründungsmitgliedern der Flying Steps und hüpft schon mal Probe in den neuen Räumen der Tanztruppe. Foto: Björn Kietzmann

© Björn Kietzmann

Berlin: Die Schrittmacher

Die Breakdance-Truppe Flying Steps hat Großes vor: Sie eröffnet neue Räume und lädt zum Tag der offenen Tür.

Hip-Hop und Breakdance kennen wir, klar. Neu ist das echt nicht mehr, selbst in Russland und Dubai floriert die Szene. Aber was ist mit Popping, Wacking oder Locking? Noch nie gehört? Nicht schlimm. Die Grenzen sind da fließend. Grob gesagt, gehört das alles zum urbanen Tanz oder „urban dance“, wie die Szene sagt. Eigentlich kann man es auch Großstadttanz nennen. Das hat Vartan Bassil vorgesagt – er muss es wissen. Als Gründungsmitglied der „Flying Steps“ ist er einer der erfolgreichsten Großstadttänzer der Welt. Er hat sich auf Breakdance spezialisiert, „das, was man auf dem Boden macht“, wie er sagt. Beim Popping dagegen versucht der Tänzer, einen Roboter nachzuahmen, zumindest sieht das so aus. Das Wacking setzt die Betonung auf den Po und die Hüften, und Locking zeichnet sich in seinen überzogenen Bewegungen aus, die oft etwas Comicartiges an sich haben. Wird das deutlich? Jedenfalls kann man das alles in der Tanzschule der Flyings Steps lernen. Die ist jetzt umgezogen, in größere Räume, weil der Andrang so groß war. Von 100 Quadratmeter Tanzfläche auf 300 Quadratmeter. Hinzu kommen die getrennten Umkleiden für Männlein und Weiblein, die neuen Büros und der Konferenzraum für die Steps persönlich. „Wir wollen fortan von hier professionell arbeiten. Das heißt unterrichten, selber proben und eigene Produktionen entwickeln“, erklärt Vartan.

Vor 20 Jahren, 1993 hat er die Steps zusammen mit seinem Kollegen Amigo, eigentlich Kadir Memis, gegründet und seitdem so ziemlich alles mitgemacht, was der Großstadttanz hergibt. Sie haben den „Underground“ aufgemischt, sind um die Welt getourt, haben Breakdance gesellschaftsfähig gemacht. Sie zeigten sogar, dass Klassik und urbaner Tanz zusammengehen, ja sogar eine wunderbare Symbiose bilden. 2010 haben sie mit Christoph Hagel „Red Bull Flying Bach“ inszeniert und touren damit noch heute um die Welt. Nächste Woche geht’s nach Australien. Jede Show war bisher ausverkauft. Gut, dass zwischendrin noch Zeit zum Umziehen bleibt und die Eröffnung zu feiern. Am Sonntag, 3. März laden sie zum Tag der offenen Tür in die neue Akadamie ein, Lobeckstraße 30-35/Ecke Ritterstraße in Kreuzberg. Um 11 Uhr geht es los. Vartan ist auch da, klar. Er muss zeigen, wie es geht, das da auf dem Boden.

1982 kam der mittlerweile 37-Jährige aus dem Libanon nach Berlin. Im Fernsehen sah er, wie ein paar Jungs aus Amerika Breakdance tanzten – „das sah ziemlich cool aus. Ich war fasziniert und wollte das auch können.“ Ein Mann, ein Wort! Also suchte er sich eine Tanzschule aus und fing an. Das war Anfang der 90er Jahre, als die Szene in Europa zu gedeihen begann. Früh traf er auf Amigo und beide merkten, dass es gut läuft. Mit zwei anderen Tänzern, die heute nicht mehr dabei sind, gründeten sie ’93 dann die Flying Steps, wobei „uns der Name zu Beginn noch Bauchschmerzen bereitete.“ Der war halt nicht so cool wie „Crazy Forces“ oder so, „halt nicht so krass“, wie der Tänzer sagt. Mit dem Alter kommt dann doch die Weisheit – heute sind sie froh über das geflügelte Wort. „Wir haben den besten Namen jetzt.“ Einen, den man mit einer Erfolgsgeschichte verbindet. Die BreakdanceGruppe holte nahezu alle Preise, die es in der Szene zu gewinnen gibt. Im Jahr 2000 fanden sie zudem einen Sponsor, der es bis heute gut mit ihnen meint. Sie expandierten, so dass mittlerweile 20 Tänzer zu ihrem Pool gehören. 2007 eröffneten sie ihre eigene Akademie, die mit der Zeit aus allen Nähten platzte.

Die Anziehungskraft bleibt, obwohl die Flying Steps selber kaum mehr unterrichten. „Wir haben Dozenten engagiert, die selbstverständlich auch weltklasse sind“, sagt Vartan. Und außerdem bieten er und seine Kollegen von Zeit zu Zeit Workshops an. Aber letztendlich stehen die eigenen Projekte im Vordergrund. Eine Art Talentcampus haben sie geschaffen. Natürlich nicht ganz uneigennützig, jünger wird keiner von ihnen. „Ich merke, dass ich mittlerweile doppelt so lange trainieren muss, um mein Niveau zu halten“, sagt der alternde Breakdance-Profi. Es gibt wenige Gruppen, die so lange im Geschäft geblieben sind. Weltweit vielleicht fünf oder sechs. Vor allem gibt es wenige, die ganze Shows auf die Bühne bringen. Ein normaler Act sei eigentlich maximal drei Minuten lang. Ist ja auch anstrengend, der Großstadtanz.

Alle Infos zum Tag der offenen Tür unter www.flying-steps.de.

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