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Berlin: Die Sitze werden lila - nur die Federn und

der Blick des Adlers sind noch umstritten Die Baukommission des Bundestags bestimmt die Innenausstattung des ReichtagsgebäudesVON LORENZ MAROLDTLange haben sie nachgedacht, die Mitglieder der Baukommission des Bundestags, haben probegesessen, verworfen, wieder nachgedacht - und sind nun endlich zu einer Entscheidung gekommen: Die Stühle des Bundestags im Plenarsaal des Reichstagsgebäudes tragen die Farbe Lila.Oder ist es Königsblau?

der Blick des Adlers sind noch umstritten Die Baukommission des Bundestags bestimmt die Innenausstattung des ReichtagsgebäudesVON LORENZ MAROLDTLange haben sie nachgedacht, die Mitglieder der Baukommission des Bundestags, haben probegesessen, verworfen, wieder nachgedacht - und sind nun endlich zu einer Entscheidung gekommen: Die Stühle des Bundestags im Plenarsaal des Reichstagsgebäudes tragen die Farbe Lila.Oder ist es Königsblau? Jedenfalls die Farbnummer 735, wie der Architekt Sir Norman Foster weiß.Und das ist noch nicht alles: Bis auf eine Ausnahme, so Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, wurden die bis dato noch offenen Aspekte der Innenausstattung geklärt: das Farbkonzept, die Materialien, die Länge der Bänke von Regierung und Bundesrat und einiges mehr.Neun Farben werden die Flure, Zimmer und Säle des Reichstagsgebäudes prägen.Neun Farben werden das Reichstagsgebäude prägen.Der Architekt nennt sie freundlich, der Bauherr warm - jedenfalls sollen sie aufeinander abgestimmt sein und einen Gegenpol zum Baumaterial Glas und Stahl setzen.Nur die Federn und der Blick des Bundesadlers sind noch immer umstritten.Foster hat nun bis zum April Zeit, den Vogel so frisieren, daß er den Abgeordneten gefällt.Der Architekt sprach am Freitag von einigen Schlüsselentscheidungen, die getroffen worden seien.Der Umbau, der tatsächlich ein Neubau hinter alten Mauern ist, könne nun genauso "very quickly" fortgesetzt werden, wie er begonnen wurde.Noch in diesem Monat kommt Glas an die Fassaden; das Stahlgerüst der Kuppel, in die zwei Stege zur Aussichtsplattform hin gewunden sind, steht bereits sicher, ebenso der Trichter, durch den später das Tageslicht in den Bauch des Hauses strömen wird; in den Plenarsaal ragen helle Balken, der Dreiviertel-Sitzring ist geschlossen; bald kommt schon der Putz an die Wände.Anfang 1999, in 44 Wochen also, ist alles bereit, da sind sich der Architekt und die Politiker einig.Ein paar Meter weiter östlich, wo das Jakob-Kaiser-Haus hin soll, gilt der tausendfach wiederholte Spruch vom eingehaltenen Zeitplan allerdings nicht mehr.Mindestens um ein halbes Jahr verzögert sich hier die Fertigstellung, weil der Baugrund plötzlich als zu locker gilt: Statt um normale zwei Zentimeter könnte das fertige Haus vier Zentimeter tief in den Sand sacken - zuviel.Ob der Boden hier schon so locker war, wie die Tiefbaufirma behauptet, oder ob die Tiefbaufirma den Boden fahrlässig aufgelockert hat, wie die Bundesbaudirektion behauptet, soll ein Gutachter feststellen.Möglich ist, daß zuviel Luft den Boden aufwühlte, als hier die für den Bau nötigen Lanzen dreizehn Meter tief in den Boden getrieben wurden.Um den Grund wieder zu verdichten, werden, wenn der Gutachter abgezogen und die Schuldfrage geklärt ist, Rohre eingedreht und mit Zement vollgepumpt.Ein Dominoeffekt der Verzögerung hier: Der umstrittene Versorgungstunnel, durch den täglich hundert Tonnen Papier in den Bundestag gebracht werden sollen, wird etwa drei Monate später als geplant, nämlich Ende 1999, fertig sein.Zurück zum Reichstag, der ja eigentlich der Bundestag ist - oder? Der Vorsitzende der Baukommission, Dietmar Kansy, und Bundestagspräsidentin Süssmuth sind sich in diesem Punkt, über den die Abgeordneten noch abstimmen müssen, nicht ganz einig.Kansy meint, daß sich "Reichstagsgebäude" durchsetzen wird; Süssmuth hält dagegen: "Wir sind kein Reichstag mehr".

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