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Berlin: Die Täter schossen sofort

Polizist wurde gestern Nachmittag für hirntot erklärt. Der Beamte hinterlässt Frau und zwei Kinder

Die Schüsse kamen ohne Vorwarnung: Als am späten Freitagabend drei Zivilpolizisten des Abschnitts 55 bei einer Streifenfahrt in Neukölln zwei Unbekannte in der Fontanestraße kontrollieren wollten, feuerte der Täter mehrfach auf die Beamten. Der 42-jährige Polizeihauptkommissar Uwe L. erlitt dabei einen Kopfschuss. Er wurde im Krankenhaus notoperiert. Dennoch verschlechterte sich sein Zustand. Gestern Nachmittag wurde er für hirntot erklärt; die Geräte wurden abgestellt.

Von den Männern, die nach der Tat in den Volkspark Hasenheide geflüchtet waren, fehlt jede Spur. Gestern sagte die Polizei, dass noch ein dritter Mann dem Täter in die Hasenheide gefolgt sei. Der Schütze soll südeuropäischer Herkunft, 30 Jahre und etwa 1,90 Meter groß sein. Zwei der abgefeuerten Projektile durchbohrten die geschlossenen Jalousien und Fenster einer Erdgeschosswohnung auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Die Mieter blieben unverletzt.

Gegen 21 Uhr 20 haben die drei Zivilbeamten, die im Auto unterwegs waren, nahe der Hasenheide „zwei Leute bemerkt, die sich auffällig verhielten und gerannt sind“, sagte ein Polizeisprecher. Die Beamten entschlossen sich in der Fontanestraße, die Männer routinemäßig zu kontrollieren. „Halt, stehen bleiben“, soll Uwe L. den Verdächtigen zugerufen haben. Daraufhin eröffnete einer der Täter sofort das Feuer. Er soll mehrfach aus einer großkalibrigen Waffe geschossen haben. Der zweite Polizist ging in Deckung und kümmerte sich um den verletzten Kollegen. Der dritte Beamte hatte das Zivilfahrzeug aus „taktischen Gründen“, wie ein Ermittler gestern sagte, zur Ecke Karlsgartenstraße gefahren. „Nach anfänglicher Verfolgung wurde der Beamte zurückgerufen, um ebenfalls zu helfen“, hieß es gestern. „Innerhalb von wenigen Minuten waren mehrere Zivilfahrzeuge mit Beamten dort“, schilderte gestern eine Anwohnerin. Polizeipräsident Dieter Glietsch eilte am Freitagabend zum Tatort und anschließend ins Krankenhaus zu dem Polizisten. Dessen Ehefrau und seine beiden 16 und 18 Jahre alten Söhne wurden noch in der Nacht vom sozialpsychologischen Dienst der Polizei betreut.

Gestern durchkämmten rund 70 Polizisten das Areal rund um die Hasenheide, um nach Spuren zu suchen. Während der Schießerei hatten zwei Projektile auch ein nahes Wohnhaus getroffen und die Wohnund Schlafzimmerfenster der Familie E. durchschlagen. Die türkische Familie saß zu sechst – darunter drei Kinder – im Wohnzimmer. Eine Kugel blieb in der Decke stecken, eine andere flog durch das Schlafzimmer bis in die Küche und durchbohrte einen Schrank. „Es war sehr knapp. Wir haben die Schüsse gehört und uns auf den Boden gelegt“, sagt die 22-jährige Tochter Seyde E.

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